Aus dem WILD UND HUND-Testrevier
Verbrannt in Dornen
Jedes Jahr fiebert die Redaktion im Testrevier der großen revierübergreifenden Bewegungsjagd entgegen. Alles wurde genau geplant. Doch die Jagd hat immer noch ein paar Überraschungen parat. Heiko Hornung
Bild: Michael Stadtfeld
Obwohl wir schon einige Jahre Erfahrungen gesammelt haben, ist doch die Zusammensetzung der Gäste meist etwas anders, und insgeheim frage ich mich, ob der Schütze auf dem ihm zugewiesenen Stand zurechtkommen wird, was nicht unerheblich für den Jagderfolg ist. Anfang November waren wir mit allen Vorbereitungen der Stände durch. Jeder Gast hatte einen Drückjagdbock, alle waren ausgeschnitten und kontrolliert. Seit September war im Waldteil des Revieres, der in der revierübergreifenden Jagd getrieben werden sollte, kein Schuss mehr gefallen.
Kurz vor der Jagd hielten wir noch einmal kurz die Luft an, als eine an ASP gefallene Sau bei Spay im Rhein angespült und etwas später Kadaver bei Eltville im Main-Taunus-Kreis gefunden wurden. Aber die Sperrzone blieb für uns aus, und so sammelten sich am Dorfgemeinschaftshaus noch im Dunkeln am Jagdtag im Dezember rund 30 Schützen sowie 17 Treiber und Hundeführer. Letztere sollten in 2 Gruppen mit je 7 bis 8 Hunden den oberen und den etwas größeren unteren Teil der Jagd bewegen. Um 9 Uhr hatten 8 Ansteller aller Schützen postiert.
Die Brombeerranken bis zum Hals, klingelte nach einer guten Stunde das Handy, und die erste Hiobsbotschaft schlug bei mir ein. Bei Peter, der die Berggruppe führte, waren die Hunde an einen wunden Keiler geraten, der sich zusammen mit einigen Bachen, offenbar einer Rauschgesellschaft, unter einigen Stämmen, die dicht mit Dornen überwuchert waren, eingeschoben hatte. Ein tapferer Wachtel aus dem Nachbarrevier hatte ihn offenbar verfolgt und war schwer geschlagen worden. Nur dem beherzten Eingreifen einiger Hundeführer aus Peters Wehr war es zu verdanken, dass er am Abend noch lebte.
Während am Berg noch um das Leben des Vierläufers gekämpft wurde, stießen wir auf die ersten Sauen. In 3 Horsten hintereinander steckten Schwarzkittel. Diese saßen nicht nur fest, sondern gingen auch sofort aggressiv gegen die Hunde. Ein Hundeführer konnte sich und seinen Langhaar nur durch einen gezielten Schuss vor solch einem rauflustigen Gesellen retten. Rundum schwollen die Schusskadenzen an. Gegen 12 Uhr dann die 2. schlechte Nachricht von der Berggruppe: „Wir sind noch in der Brombeerburg an der oberen Heide. Überall stecken Sauen. Kannst du noch das Himmelreich und das Fichtenstück treiben?“ Das sind 2 wichtige Einstände. Ich blickte in die ausgepumpten Gesichter meiner Leute, trieb sie den Göttersberg hinauf und quälte sie bis Treibenende um 12.30 Uhr ins Fichtenstück hinein, wo wir selbstverständlich auch noch einmal auf Sauen stießen. Als sich die Wehren danach versammelten, waren Hunde und Treiber völlig fertig.
Autor: Heiko Hornung