21.04.2024
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Frag den Experten

Waffe, Munition & Co.

Die folgenden Fragen haben die Redaktion in den vergangenen Monaten erreicht. Für uns der Anlass, eine neue Beratungsseite rund um die Themen Waffen, Munition, Wiederladen usw. einzuführen. Mit Florian Trapp von der DEVA steht Ihnen ein Experte zur Verfügung, der zu Ihren Fragen Rede und Antwort steht.

Waffe, Munition & Co.

Bild: DEVA/PPZV

Bleihaltig und bleifrei aus einem Lauf – geht das?

Frage: Ich möchte aus meiner Waffe ­sowohl bleifreie als auch bleihaltige ­Munition verschießen. Mein Büchsenmacher hat mir geraten, beim Wechsel des ­Geschossmaterials generell den Lauf chemisch-­mechanisch zu reinigen. Ist mein Vorhaben überhaupt möglich? Muss ich meine Waffe jedes Mal ­chemisch-mechanisch reinigen? Was empfehlen Sie mir?

Trapp: Man muss den Einfluss des ­Laborierungswechsels auf die Treffpunktlage und Streuung immer berücksichtigen. Hierbei spielt die Materialauswahl aber keine Rolle. Der Wechsel kann auf zweierlei Wegen geschehen:
1. Sie schließen jeden Einfluss des ­Materials aus, indem Sie alle Spuren der vorherigen Laborierung beseitigen.
2. Sie stellen durch ausgiebige Versuche sicher, dass der Laborierungswechsel keinen Einfluss auf die Treffpunktlage hat.
Beeinflussen sich die Laborierungen, müssen Sie reinigen. Dieses Vorgehen ist dann immer und unabhängig von der Frage bleifrei oder bleihaltig zu befolgen.

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Oxidation an Projektilen deutet auf eine zu feuchte Lagerung hin. (Bild: DEVA)

Verwendung angelaufener Munition

Frage: Ich habe von einem alten Jäger Restmunition geschenkt bekommen. Die Projektile sind angelaufen. Kann ich die Munition bedenkenlos verschießen?

Trapp: Grundsätzlich weisen Oxidationsspuren an Kupfer oder Messing auf eine eher feuchte Lagerung hin. Sollten die Anlaufspuren lediglich an den ­Geschossen vorhanden sein, können Sie diese säubern und verwenden. Wenn die Oxidationsspuren aber aus der Fuge zwischen Geschoss und ­Hülsenhals kommen, kann das Treib­ladungsmittel betroffen sein. Solche Patronen dürfen nicht benutzt werden. Im Zweifel sollten Sie mind. 10 Patronen durch Gasdruckmessungen prüfen lassen.

Raue Stellen im Laufprofil

Frage: Ein befreundeter Jäger hat mir eine Waffe zum Kauf angeboten. Beim Blick durch den Lauf zeigen sich raue ­Flächen. Auf dem Schießstand hat das Gewehr eine hervorragende Präzision, fast Loch in Loch. Soll ich sie trotz der rauen Oberflächen auf den Feldern kaufen?

Trapp: Da die Waffe offensichtlich tut, was sie soll, nämlich schießen und treffen, steht einem Erwerb nichts Stichhaltiges entgegen. Die rauen Flächen sind zumeist Ablagerungen von Geschossmänteln oder die sich bereits darunter bildende Korrosion. Geschossablagerungen lassen sich durch eine chemische und/oder mechanische Reinigung der Laufbohrung beseitigen. Korrosion kann durch richtige Pflege am Wachsen gehindert werden. Leider lässt sich die Zerstörung des Materials durch Korro­sion aber nicht rückgängig machen.

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Bei Kleinkaliberpatronen wie der .22 lfB ist der Durchmesser von Hülse und Geschoss gleich groß. (Bild: DEVA)

Klemmende Hülsen

Frage: Bei meinem Kleinkaliber lassen sich abgeschossene Hülsen einfach ­herausrepetieren. Will ich aber eine nicht abgeschossene Patrone wieder aus dem Lager nehmen, springt der Auszieher über, und ich muss die Munition mit Werkzeug heraushebeln. ­Woran liegt das, und was kann ich tun?
Trapp: Bei sog. Kleinkaliberpatronen, also Kaliber .22 lfB, haben die Hülse und das Geschoss den ­selben Durchmesser. Bleigeschosse dieser Patronen sind außen gefettet. Das Fett sammelt sich durch die ­Ladevorgänge im Patronenlager an. Das Geschoss der nächsten Patrone verklebt sich dann in dem angesammelten Fett. Regelmäßiges Reinigen und Ausbürsten des Lagers schafft Abhilfe.

Doppelbüchse auf andere Laborierung einschießen 

Frage: Die ererbte Doppelbüchse meines ­Vaters ist auf bleihaltige Munition eingeschossen. Jetzt möchte ich sie wieder führen, darf aber nur bleifreie Munition in meinem Revier verwenden. Die neuen Laborierungen schießen nicht zusammen, und ich habe viele verschiedene unterschiedlicher ­Hersteller ausprobiert. Woran liegt das, und was kann ich machen?

Trapp: Jede Doppelbüchse mit fest verlöteten Läufen ist mit einer bestimmten Laborierung und einem genauen Zeitabstand zwischen den Schüssen garniert. Nur wenn die Laborierung im Zeittakt geschossen wird, sorgt die Wärmeausdehnung der Läufe dafür, dass die Geschosse an den definierten Positionen den jeweiligen Lauf verlassen und auf die üblicherweise auf 100 m festgelegte Entfernung zusammenschießen. Erst wenn das Laufbündel sich wieder auf die Ausgangstemperatur vor dem 1. Schuss abgekühlt hat, kann mit einem weiteren Doppelschuss wieder getroffen werden. Dies sind Besonderheiten von Doppelbüchsen mit fest verlöteten Läufen. Wenn eine Doppelbüchse auf eine völlig andere Laborierung, bspw. mit einem leichteren Geschoss und höherer Geschwindigkeit, umgeschossen werden soll, ist folgendes Vorgehen anzuraten:
1. Ermitteln Sie die Streuung aus jedem einzelnen Lauf in jeweils kaltem ­Zustand.
2. Wenn die einzelnen Läufe zufriedenstellende Ergebnisse erzielen, kaufen Sie eine ausreichend große Menge dieser Laborierung vom selben Fertigungszeichen.
3. Beauftragen Sie einen Büchsenmachermeister damit, die Waffe im Ihnen passenden Zeittakt auf die gewünschte Entfernung zu garnieren.
Solange Ihre Munition vorhält, sollte auch der Zusammenschuss beider Läufe halten.

Nachsuchengeschoss gesucht

Frage: Ich suche ein Geschoss für meine Büchse zur Nachsuche und für den Fangschuss. Was sollte ich bei der Auswahl des Geschosses beachten, damit möglichst weder Hund noch Hinterland gefährdet werden?

Trapp: Die Hinterlandgefährdung im Nahbereich ist nicht über die Geschoss­auswahl zu beeinflussen. Die Gefährdung des Hundes kann daher nur durch das Entfernen desselben aus dem ­Gefährdungsbereich verhindert werden. Lässt sich der Hund nicht abrufen, wird eben nicht geschossen. Unter den Einsatzbedingungen ­eines Fangschusses am Ende einer Nachsuche sollte das Geschoss eher dick und schwer als dünn und leicht sein. Dicke Geschosse machen große Löcher und haben die nötige Masse, um auch bei ungünstigen Schuss­winkeln „im Leben“ wirken zu können. Wenn das Geschoss nun noch präzise aus der Waffe fliegt und massestabil bleibt, ist es für den Fangschuss gut ­geeignet.
 
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Autor: DEVA/Florian Trapp