08.10.2023
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16. Zidlochovicer Gespräche

Klimawandel und mehr

Eine Reihe spannender jagdlicher Themen auf europäischer Ebene diskutierten Jäger- und Behördenvertreter aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Deutschland. Dabei wurde deutlich, dass auch bei den Nachbarn nicht alles zum Besten steht. Heiko Hornung

Klimawandel und mehr

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Der Klimawandel, der damit einhergehende Waldumbau, der Raum- und Freizeitanspruch einer immer weiter verstädterten Gesellschaft und die kritische Wahrnehmung der Jagd beschäftigten im Kern in diesem Jahr die Jagdfunktionäre aus 4 europäischen Ländern.
 
Übergriffige Versuche, die Jagdausübung gesetzlich einzuschränken, dabei aber gleichzeitig höhere Schalenwildstrecken zu erzielen, um klimastabile Wälder zu bekommen, sind europaweit Themen. Das wurde vor allem bei den Eingangsstatements der Verbandsfunktionäre deutlich. Die Probleme, die dabei entstehen, wie nachtaktives, kaum mehr sichtbares Wild, das nur noch mittels Nachtzieltechnik zu erlegen ist, kennen alle. Der Wildbiologe Dr. Hubert Zeiler zeigte in seinem Vortrag deutlich, welche Folgen hoher Jagddruck auf Schalenwildpopulationen hat. Durch hohe Abschüsse werden tendenziell Bestände verjüngt. Jüngere Bestände sind fruchtbarer, was ein Populationswachstum anheizen könne, so Zeiler.
 
Dass sich das Image der Jagd in Österreich verdüstert hat und der Teil der Bevölkerung, der die Jagd kritisch betrachet, gewachsen ist, hat der Dachverband Jagd Österreich (DJÖ) zum Anlass für eine Social-Media-Kampagne genommen. Jörg Binder und Lutz Molter präsentierten die Aktion „Das ist Jagd“, mit der der Dachverband die Jagd in der Alpenrepublik wieder ins rechte Licht rücken will. Die Kernsätze, Motive und weitere Infos finden Sie unter dasistjagd.at.
 

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Junge Menschen informieren sich zunehmend in den sozialen Medien. Mit einem Vorschlag zur Jagddefinition im Duden startete der Dachverband Jagd Österreich eine Social-Media-Kampagne in Berlin. (Bild: Dachverband Jagd Österreich)

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In Zidlochovice präsentierte derDachverband die Kampagne und ihre Motive. (Bild: Dachverband Jagd Österreich)
Wer die Jagd erklären will, muss über ihre Positionierung nachdenken. Die Geschäftsführerin des Steirischen Jagdverbandes Marion Kranabitl-Sarkleti stellte die Überlegungen ihres Verbandes dazu vor.
 
Im Kern sieht sie die Jagd in 4 Kernfunktionen:
• Jagd als Gewissen der Land- und Forstwirtschaft im Umgang mit dem Wildtier.
• Jagd als Träger einer wildökologischen Raumplanung als Grundlage für die Besucherlenkung.
• Jagd als flächendeckend vorhandener Monitoring-Partner und Verantwortungsträger im Artenschutz.
• Jagd als Hauptakteur im nachhaltigen Wildtierschutz und damit Verantwortungsträger im Natur- und Artenschutz.
 
Dass die Jagd bei Letzterem bereits eine eindrucksvolle Bilanz aufzuweisen hat, diese Erfolge aber viel zu wenig herausstellt, machte Martin Görner vom Zentrum für Artenschutz Thüringen deutlich. Seit den 1930er-Jahren sei kein Wildtier, das unter dem Schutz des Jagdgesetzes gestanden habe, ausgestorben.
 
Thema bei allen Jagdverbänden ist der sich stark ausbreitende Wolf. Während in Österreich die flächendeckende Wolfsregulation inzwischen Allparteienkonsens (inklusive der Grünen) ist, hadern die DJV-Vertreter mit der Politik der Bundesregierung. Nach einem umfassenden Vortrag über die derzeitige Situation in Mitteleuropa durch Prof. Dr. Sven Herzog schilderten die Verbandsrepräsentanten die Lage in ihren Regionen. Einig waren sich alle, dass der günstige Erhaltungszustand für den Wolf in Mitteleuropa gegeben sei und die Akzeptanz für die Grauhunde im ländlichen Raum massiv schwindet.
 
Um diese Wildart zu erhalten, sei es dringend notwendig, in ein flächendeckendes aktives Bestandsmanagement zu kommen. Jörg Binder vom DJÖ verwies darauf, dass die EU-Kommission aktuell Stellungnahmen aus den Mitgliedsländern einholen würde, um unter Umständen den hohen Schutzstatus des Wolfes zu senken.
 
Die Veranstaltung wurde vom Mitteleuropäischen Institut für Wildtierökologie und dem Verein Grünes Kreuz in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Jagd Österreich sowie dem tschechischen Landwirtschaftsministerium organisiert. Sie findet bereits seit 16 Jahren im September statt.

Autor: Heiko Hornung