Mit der Getreideernte winkt im Feldrevier aussichtsreiche Beute bei Schwarzkitteln und Raubwild. Doch Stoppeln sind nicht gleich Stoppeln. Peter Schmitt
Es ist schon zig Jahre her, als ich mit einem befreundeten Berufsjäger telefonierte und von einem erfolglosen und weitestgehend anblicklosen Jungfuchsansitz an einem großen, von Einständen umringten Gerstenstoppelschlag berichtete. „Gerstenstoppeln? Kannst du vergessen! Die Zeit hättest du dir sparen können“, war seine lapidare Antwort. „Wenn du wissen willst warum, dann lauf mal barfuß über Gersten- und dann über Weizenstoppeln. Also wenn ich Fuchs wäre, wüsste ich auch, auf was ich verzichten würde.“ Den Selbstversuch mit den kurzen, spitzen, steifen Gerstenstoppeln können Sie sich an dieser Stelle sparen. Es ist ein schmerzhaftes und teilweise blutiges Unterfangen. Ob es wirklich der Hauptgrund ist, warum Gersten- im Vergleich zu Weizenstoppeln für das Wild deutlich unattraktiver sind, sei dahingestellt. Was dafür spricht: Sobald die Gerstenstoppeln bearbeitet werden, sind sie für Fuchs und Sau auf einmal Anziehungspunkte. Es kann aber auch am dann verbesserten Fraßangebot durch aufgeworfene Mäusenester und anderem Fraß liegen.
Welche ziehen?
Am vielversprechendsten sind für den Sauen- und Raubwildjäger mit Abstand Weizenstoppeln, je nach Region gefolgt von Hafer und Triticale, später im Sommer Raps- und Maisstoppeln. Bei diesen Deckung bietenden Feldfrüchten ist es – besonders in den ersten Nächten nach der Ernte – oft nicht die Aussicht auf Fraß, die die Sauen lockt, sondern die vermeintliche, aber mittlerweile verschwundene Deckungsstruktur. So kann man die Wutzen besonders in der Nacht nach der Ernte oft scheinbar desorientiert auf dem abgeernteten Schlag umherziehen sehen. Ein zweiter Peak folgt generell mit dem Umbruch. Dann werden auch zuvor wenig attraktive Kulturen, bspw. Gerstenstoppeln, für den Jäger interessant, auch wenn die Kontraste von Wild zu Untergrund deutlich schlechter sind – ein wichtiger Parameter für diejenigen, die ohne Technik waidwerken.
Weizenstoppeln angrenzend an einen Maisschlag – es gibt kaum eine vielversprechendere Konstellation, um Sommerfüchsen nachzustellen. (Bild: Michael Stadtfeld)
Wo ansitzen?
Oft werden in kurzer Zeit große Getreideflächen geerntet. Je nach Revier steht man nun vor der Qual der Wahl: An welchem Schlag ist die Aussicht auf Beute am größten? Für Sauen gilt: Dort, wo die Schwarzkittel vor der Ernte am aktivsten waren, werden sie auch danach sehr wahrscheinlich aufkreuzen. Das gilt sowohl für Getreide- als auch für Raps- und Maisstoppeln. War diesbezüglich im Vorfeld kein besonderer Trend auszumachen, sollten Sie an möglichst einstandsnahen Feldern Stellung beziehen, bspw. an Wald- oder Feldgehölzrändern oder in der Nähe von Raps- und Maisschlägen. In Sachen Raubwild geht es zur Zeit der Weizenernte hauptsächlich auf Füchse. Sollten einzelne Rotröcke oder raubmündig gewordene Gehecke im Revier bekannt sein, suchen Sie einfach die Weizenstoppeln auf, die dem vermuteten Heckbau am nächsten liegen. Auch nach dem Selbstständigwerden halten sich die halbstarken Freibeuter noch regelmäßig in dessen Umgebung auf. Sonst versprechen ebenfalls an große Waldgebiete, aber vor allem an Raps und Mais grenzende Stoppeln lohnende Beute. Zudem zeigt die Erfahrung: Die Äcker, die auch tagsüber bspw. bei Greifen- und Rabenvögeln die höchste Konjunktur haben, werden auch bevorzugt in der Nacht vom Raubwild frequentiert.
Wann losziehen?
Je nach Einstandsnähe des Weizenschlags und der vorherrschenden Ruhe im Revier kann man bei entsprechender Feldgröße während der langen Sommerabende bereits in der frühen Dämmerung – teilweise noch während der Erntearbeiten – mit Anblick von Fuchs, Dachs oder Sau rechnen. Für alle Stoppeln am vielversprechendsten sind die ersten Abende, Nächte und Morgenansitze nach der Ernte sowie nach dem Umbruch.
(Bild: Peter Schmitt)