08.08.2023
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Neue Walther „PDP F-Series“

Endlich was für Frauenhände

Obwohl der Anteil der Jägerinnen immer weiter steigt, kommen viele Ausrüster nur langsam nach. Die Firma Carl Walther hat sich aus den USA inspirieren lassen und die erste Kurzwaffe für die weibliche Handanatomie entwickelt. Vivienne Klimke war bei der Vorstellung dabei.

Endlich was für Frauenhände

Bild: shutterstock/Teerawit Chankowet

So einen hohen Frauenanteil verbucht das Müller Schießzentrum in Ulm wohl nur selten: Am 14. Mai lud die Firma Carl Walther Journalistinnen und Bloggerinnen der Jagdszene zu einem exklusiven „Ladies Range Day“. Anlass war die Vorstellung der neuen „PDP F-Series“, einer Kurzwaffe, die speziell der weiblichen Anatomie angepasst wurde. Aber braucht es so eine Waffe? „Ich bin eigentlich wirklich kein Fan von Frauenwaffen“, sagte Claudia Breit, die Betreiberin des Online-Mediums „hunting tales“, die an diesem Tag als Trainerin mit von der Partie war. Als ausgebildete Soldatin bei der Bundeswehr sei sie es immer gewohnt gewesen, mit den für Männer entwickelten Modellen zu schießen, schilderte sie. Das, was sie bisher an Waffen für Frauen erlebt habe, sei für sie indiskutabel gewesen: „Pink, vielleicht den Schaft ein bisschen gekürzt, aber dafür gleich mal gute 1 000 € teurer. Das ist nicht ernst zu nehmen, damit verliere ich als Frau von vornherein an Respekt“, brachte sie es etwas überspitzt auf den Punkt. Aber sie gestand auch ein: „Wirklich gut bin ich mit den Kurz­waffen für Männer tatsächlich nicht klargekommen.“ In der Diskussion mit den Teilnehmerinnen wurde klar, dass viele sich am Schießstand mit männlichen Kollegen entweder überfordert oder unterschätzt fühlten, selten aber einfach auf Augenhöhe. Claudia Breit coacht auch Frauen, die beim Schießen Probleme haben. Aber kann eine Waffe wie die „F“-Serie so ­etwas lösen?

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Das Trainerteam der Schießschule „Greyhound“ unterstützte die Firma Carl Walther bei der Präsentation. (Bild: Vivienne Klimke)

Bernhard Knöbel, Geschäftsführer der Carl Walther GmbH, würde diese Frage wohl vehement bejahen. Denn eine Leit­linie der Firma Walther ist, so schilderte er in Ulm, dass der Schütze immer Herr des Verfahrens“ sein soll. „Das betrifft zum einen die ­Situation, zum ­anderen soll der Schütze keinesfalls Stress mit der Waffe haben“, beschreibt Knöbel. Eine Voraussetzung, die er bei Frauen an der Pistole „PDP“ und anderen Kurzwaffen nicht immer gegeben sah. Unter anderem hätten sie im ­Gegensatz zu Männern in der Daumenbeuge nicht so viel Fleisch, sodass sich am Griff beim Schießen oft Lücken auftäten, die einen Hochschlag bewirkten, so Knöbels Beobachtung. Manche Frauen müssten sich mühen, um an den Abzug zu gelangen oder den Schlitten zurück­zuziehen.

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Greyhound-Mitbegründer und Schießtrainer David Müller erklärt den Teilnehmerinnen, wie die Kurzwaffe richtig gehalten wird. (Bild: Vivienne Klimke)

Der tatsächliche Anlass für Knöbel, in die Entwicklung einer Damenpistole einzusteigen, waren zum einen positive frühere Erfahrungen in einem anderen Unternehmen, das eine Damenflinte entworfen hatte. Zum anderen hat er, wie er in Ulm schilderte, ein cooles weibliches Team in den USA hinter sich, angeführt von Tatiana Whitlock und Gabby Franco. Mit ihnen hatte er auch den Namen des neuen Modells diskutiert. Irgendwas mit „empowered“ vielleicht? Aber wäre das nicht wieder anmaßend? Whitlock lehnte ab: „Einfach F-Series!“ Die Entwicklung der neuen Waffe setzte hauptsächlich an 3 Punkten an: Griffstück, Abzug und Schlitten. Der Plan war anfangs, die „PDP“ schlicht zu entschlacken, hier und da um das Nötige zu reduzieren, damit sie für Frauen ­besser kompatibel wäre. Das funktionierte beim Griffstück am besten: Einfach mal bis aufs Grundgerüst abspecken und dann anhand der Hände von Probandinnen mit Ton neu aufpolstern. Heraus kam ein um bis zu 7 % reduzierter Griffumfang. Der Abzug wurde zudem um 5 mm nach hinten versetzt, das Abzugsgewicht um rund 10 % heruntergeschraubt. Der „Performance Duty Trigger“ breche jetzt bei 23 Newton wie Glas, heißt es dazu aus der Firma Walther. Doch danach ging es für die Entwickler laut Knöbel in völliges Neuland. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass im Endeffekt eine völlig neue Waffe entstehen würde“, sagte er. Denn das Ziel, den Widerstand beim Durchladen zu verringern, konnte letztlich nur erreicht werden, indem ein separates, lineares Schlagstück eingebaut wurde. „Wir haben im Gegensatz zur ‚PDP‘ jetzt also eine echte ‚striker fired‘-­Pistole“, beschreibt Knöbel. Der Durchladewiderstand konnte gegenüber der „PDP“, die mit einer reinen  Schlagbolzenschlosskonstruktion ausgestattet ist, um 20 % herabgesetzt werden. Knöbel ist sich sicher, dass die ­Errungenschaften bei der „F“-Serie die weitere Modellpolitik bei Walther beeinflussen werden.

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Schlank und elegant: Die „PDP F-Series“ bietet kleinen Händen mehr Kontrolle im Schussmoment. (Bild: Hersteller)

Je nach Lauflänge (3,5 oder 4 Zoll) wiegt die „F“-Serie ungeladen 660 bis 680 g. Das 15-schüssige Magazin ist das gleiche wie bei der „PDP Kompakt“, um die Waffen kompatibel zu halten.
Für den „Ladies Range Day“ in Ulm hatte das Unternehmen Carl Walther 3 Ausbilder der Firma „Greyground“ gebucht, die die Pressevertreterinnen beim Schießen begleiteten, dazu die Soldatin, Psychologin und Trainerin Claudia Breit. Sie war allerdings nicht die einzige, die jetzt gerne mit der „F“-­Serie statt mit einer regulären Männerwaffe schießt: Auch ihr Kollege Maximilian Schmidt bekannte sich dazu: Er hat kleinere Hände als viele Männer und empfindet die kompakte Ergonomie als angenehmer.

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(Bild: )

Greyground-Mitbegründer David Müller legte bei der Einweisung einen ­großen Schwerpunkt auf die Lage der Hände an der Waffe. „So viel Fleisch wie möglich“, lautete seine Devise. Die ­Damen dürfen schießen, so viel sie wollen, und kosteten das auch richtig aus. Bereits nach der ersten Einheit war der Boden des Schießstands mit leeren ­9-mm-Hülsen übersät. Die Fortschritte zwischen den einzelnen Durchgängen sind unübersehbar, die Begeisterung der Teilnehmerinnen wachsend. Ihre überwiegend männlichen Ausbilder äußern sich am Ende überrascht: „Selten hören Kursteilnehmer so gut zu und setzten die Anweisungen direkt um.“ Fazit: Die Waffe ist ab 849 € im Fachhandel und nur im Kaliber 9 mm erhältlich. Wie die „PDP“ hat sie einen Polygonlauf und neben der Lade­anzeige 3 Autosicherungen. Endlich eine Kurzwaffe für die Hände einer Frau!

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Handschmeichler? Um der Anatomie von Frauenhänden entgegenzukommen, ist etwa der Griffumfang der „PDP F-Series“ um 7 % geschrumpft. (Bild: Vivienne Klimke)

Autor: Vivienne Klimke