14.08.2023
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WUH
Ausgabe 16/2023
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9 Min

Wildschadensvermeidung am Mais

Drohne, Überblick und scharfe Hunde

Wenn der Mais in die Milchreife kommt, beginnt die kritsche Zeit im Feldrevier. Revierjagdmeister Sascha Schmitt erklärt, wie Sie im Verbund von moderner Technik und Fachkenntnis effektiv Wildschaden vermeiden.

Drohne, Überblick und scharfe Hunde

Bild: Sascha Schmitt

Im vergangenen Jahr war in vielen ­Revieren Wildschaden an landwirtschaftlichen Kulturen kein Thema, die Kirrungen blieben verwaist, und bei den Gesellschaftsjagden fehlte einfach das Schwarzwild und hier insbesondere die Frischlingsklasse auf dem Streckenplatz. Teile der Jägerschaft prophezeiten den Untergang des Schwarzwildes, Ratlosigkeit und Verzweiflung machte sich im Kreise der Sauenjäger breit. Spätestens nach dem Einsetzen der Milchreife bei Weizen und Hafer zeigte sich in vielen Teilen der Republik, dass die Karten in diesem Jahr anders gemischt sind. Großrotten, in erster Linie aus Bachen und Frischlingen bestehend, zogen im Feld zu Schaden und sorgten bei Jägern und Landwirten für Unwillen und schlaflose Nächte.


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Ist der Mais in der Milchreife, wird es in vielen Revieren höchste Zeit, Wildschäden zu vermeiden. (Bild: Sascha Schmitt)

Selbst in Feldrevieren, in denen seit Jahren nur wenig Schwarzwild während der Vegetationsphase vorkam, wurden Wildschadenstermine plötzlich zur Routine. Zur Erleichterung der Betroffenen konnten die Getreideschläge relativ früh geerntet werden. Doch heute ziehen wieder dunkle Wolken am Himmel der Revierverantwortlichen auf: Der Mais kommt bald in die Milchreife. Generell muss bei der Wildschadensverhütung gesagt werden, dass die Effektivität aller Maßnahmen stark von der Größe und Anzahl der mit Mais bestellten Flächen abhängt.


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Vor dem eigentlich Hundeeinsatz endet der Einsatz der Drohne. (Bild: Sascha Schmitt)
Gerade wenn es darum geht, mit einer überschaubaren Anzahl an Hunden die Sauen aus dem Mais zu drücken, ist eigentlich bei 20 ha Schluss. Dabei muss zusätzlich noch beachtet werden, wie stark der Mais verunkrautet ist. Je mehr Melde und Winde den Mais verdichten, desto schwieriger wird es für die Hundeführer und ihre vierläufigen Gesellen, um Sauen das Fürchten zu lehren. Gleiches gilt für Maisschläge, die in Breitsaat angelegt wurden, denn auch hier haben es die Schwarzkittel um ­vieles leichter, die jagenden Hunde im Schlag abzuhängen. Der reihenlose Bewuchs fordert der Kondition der eingesetzten Vierläufer alles ab, führt zu vorzeitiger Ermüdung und somit regelmäßig zum Scheitern des Unterfangens.

Doch wenn es an das Thema Maisjagd geht, ist das Kind oft schon in den Brunnen gefallen: Der Schaden ist schon entstanden. Viel besser ist hier die Prävention, die den zu befürchtenden Schaden zumindest mindert und im Idealfall in Gänze vermeidet. Natürlich ist ein fachlich korrekt erstellter und akribisch gepflegter und unterhaltener Elektrozaun eine in manchen Fällen empfehlenswerte Maßnahme. Doch eine Zaunanlage anzuschaffen und zu betreiben, ist mit ­hohem finanziellen und personellen Aufwand verbunden, und vor allem wiegt er die Verantwortlichen in trügerischer Sicherheit: Wenn der Druck auf den Zaun zu hoch ist, werden trotz regelmäßiger Wartung Sauen in den Schlag gelangen. Gerade bei sehr großen Schlägen ist diese Tatsache unabwendbar. Besonders heftige Schäden entstehen oft in gezäunten Schlägen, in denen eingedrungene Sauen unbemerkt von der Jägerschaft ihr Unwesen treiben. Nichts kann bei der Wildschadensprävention den Jäger vor Ort ersetzen, der am besten täglich die gefährdeten Maisschläge kontrolliert.

 

Genau in dieser Situation macht der Einsatz einer Drohne durchaus Sinn, spart Zeit und macht das Unterfangen somit effektiv. Dabei geht es primär nicht darum, die Sauen selbst zu finden, sondern vielmehr erste Schäden rechtzeitig zu erkennen, um eine Erfolg ­versprechende Schwerpunktbejagung durchführen zu können. Aufgrund der Trockenheit der vergangenen Jahre, wurde es fast schon unmöglich und somit ineffizient, Maisfelder klassisch abzufährten. Sobald der erste Schaden entstanden ist, muss zügig eine Strategie entwickelt werden: Wichtig dabei ist, dass die Sauen möglichst am oder im Schlag im Rahmen von Ansitz oder Pirsch bejagt werden, damit es zu einer negativen Verknüpfung zwischen dem geschädigten Feld und dem Jagddruck kommt.


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Mobile Ansitzwagen, mit gutem Blickfeld am Schlag platziert, sind flexibel einsetzbar und machen den Ansitz effektiv. (Bild: Sascha Schmitt)

Überall dort, wo das Gelände übersichtlich gestaltet ist und somit dem ansitzenden Jäger einen großen Beobachtungs- und Wirkungsbereich bietet, sollte gerade aus Sicherheitsgründen dem Ansitz der Vorzug gegeben werden. Um flexibel reagieren zu können, eignen sich fahrbare Ansitzwagen sowie transportable Leitern und Drückjagdböcke, um dem Jäger den nötigen Überblick zu gewähren. Kupiertes Gelände und damit kurze Sichtstrecken machen den Ansitz uneffektiv und somit die nächtliche Pirsch zur Wahl der Mittel. Während es bei der Ansitzjagd nach entsprechender Einweisung durchaus möglich ist, auch revierfremde oder unerfahrene Jäger einzusetzen, ist die Pirsch die Domäne des revierkundigen Profis. Von wo wechseln die Sauen in den Schlag? Wo ist die nächste Wasserstelle, die von den Sauen regelmäßig angenommen wird? Wo bietet sich auch dem pirschenden Jäger die Möglichkeit, mit gutem Kugelfang die Sauen erfolgreich zu beschießen? Diese entscheidenden Fragen müssen geklärt sein, bevor es dann des Nachts zur Pirsch geht. Dann sind nicht nur alle Katzen grau, sondern das bei Tage vertraute Gelände wirkt plötzlich fremd. Entfernungen lassen sich nur noch schwer schätzen, und auch beim tatsächlichen Gewicht der Sauen wird es bei Dunkelheit eine Sache für sich.


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Nach Aufklärung durch die Drohne suchen die sauscharfen Vierläufer gezielt das Maisfeld ab. (Bild: Markus Lotz)
Dort, wo es das Gelände und vor allem das Straßennetz und die damit verbundene Verkehrslage zulassen, ist der nächtliche Einsatz von versierten Jagdgebrauchshunden ein probates Mittel, um den Sauen das betroffene Maisfeld nachhaltig zu verleiden. Dabei muss klar sein, dass die nächtliche Konfrontation mit den Schwarzkitteln kein ungefährlicher Job für unsere Vierläufer ist. Mit Schutzweste und Ortungsgerät versehen, werden die Hunde möglichst nah an die Sauen herangeführt und dann zum Stöbern geschnallt. Hier muss darauf geachtet werden, dass nicht mehr als 2 bis 3 nicht zu schnelle Hunde arbeiten dürfen, um ein ungewolltes Greifen von Schwarzkitteln zu vermeiden.

Bei der nächtlichen Wildschadenskontrolle mit zuverlässigen Vierläufern ist der Einsatz der Wärmebilddrohne eine sehr sinnvolle Möglichkeit, die Gefahren für die Hunde zu verringern und Zeit zu sparen. Mit dem fliegenden Auge entfällt das zeitaufwendige Verhören der Sauen, und es ist ein Leichtes, die Zusammensetzung der im Feld zu Schaden gehenden Sauen festzustellen. Der Einsatz an groben Stücken oder Bachen mit kleinen Frischlingen kann in Hinsicht auf die Unversehrtheit unserer Vierläufer und den Tierschutz so leicht ausgeschlossen werden. Bei diesen nächtlichen Sonderkommandos sollten mindestens 2 Personen gemeinsam mit den Hunden vorgehen, so kann sich der Hundeführer auf die Führung seiner Vierläufer konzentrieren, während sein Helfer eventuell überjagende Hunde mit dem Fahrzeug abfängt oder im Bedarfsfall einen weiter entfernten Standlaut angehen kann.

Sollte die bisher beschriebene Vorgehensweise nicht vermieden haben, dass sich Sauen auch tagsüber im Mais festsetzen, kann über eine Maisjagd als Präventionsmaßnahme nachgedacht werden. Bereits im Vorfeld muss aber überprüft werden, ob das Umfeld der geschädigten Fläche überhaupt den Einsatz von Stöberhunden zulässt. Ich glaube, dass dieses vorherige Überdenken der Großlage einer der Hauptgründe ist, warum in manchen Gegenden immer weniger Maisjagden durch­geführt werden. Der zunehmende Straßenverkehr, der stetig wachsende Andrang Erholungssuchender gepaart mit immer weniger Verständnis für die Jagd, lassen die Stöberjagd im Mais für viele Revierinhaber mehr und mehr als möglichst zu vermeidendes Übel erscheinen. Besonders wenn man bedenkt, dass die Ausbeute, also die Strecke, oftmals mehr als gering ausfällt. Um die Kräfte der Hunde zu schonen, sollten nur Maisschläge bejagt werden, in denen tatsächlich Sauen via Drohne bestätigt wurden. Der beste Zeitpunkt zum Überfliegen der Flächen sind die frühen Morgenstunden, und zwar dann, wenn die Sauen sich tatsächlich schon im Mais festgesetzt haben. Stecken Schwarzkittel im grünen Halmenmeer, muss schnell gehandelt werden. Wer über eigene, brauchbare Hunde verfügt, muss nur noch für ausreichend versierte Schützen sorgen, die sich an der Aktion beteiligen. Auch wenn die Durchführung einer Maisjagd meistens spontan entschieden wird, müssen selbstverständlich alle allgemeinen ­Regeln der UVV beachtet werden. Wenn dann nach einer klaren Ansprache und Freigabe alle Schützen ihre Stände bezogen haben und die Hunde geschnallt werden, hängt es am Schneid der Vierläufer und auch an der Disziplin und am Schießvermögen der Schützen, ob das Unterfangen von ­Erfolg gekrönt wurde.

Autor: Sascha Schmitt