Kultur und Leben
Der Aquarellist
Am 7. November eröffnete das Jagd- und Fischereimuseum in München eine große Werkeausstellung des Malers Bodo Meier. Der in Bonn ansässige Künstler konnte bei der Vernissage nicht mehr dabei sein. Er war 5 Tage zuvor nach längerer Krankheit im Alter von 74 Jahren, aber unerwartet verstorben. Rolf D. Baldus
Bild: Rolf Baldus
„Meier, du musst den Jagdschein machen!“, hatte ihm Willi Schütz geraten. Der Schüler meldete sich auch brav beim Hegering in seiner Siegerländer Heimat für die damals einjährige Ausbildung an. Doch dabei blieb es, denn Bodo Meier hatte inzwischen beschlossen, sich nicht praktisch beim heimatlichen Förster, sondern wissenschaftlich von Hochschullehrern in Sachen Natur ausbilden zu lassen. Er studierte Biologie. Den Jägern blieb der Träger des Kunstpreises des Internationalen Jagdrates CIC aber fest in Sympathie verbunden. Bei aller Liebe zum einzelnen Geschöpf wusste Bodo, dass nicht nur bei uns, sondern auch auf seinem Lieblingskontinent Afrika die frei lebenden Wildtiere auf Dauer nur erhalten werden können, wenn die Menschen vor Ort sie nachhaltig nutzen, sprich bejagen können. Richtig aufgestellt sah er die Jagd als ein hilfreiches Mittel zum Erhalt der Artenvielfalt. Nicht zu vergessen: Die Jagd lieferte dem exzellenten Hobbykoch mit dem Wildbret eine von ihm ganz besonders geschätzte Zutat.
Das Biologiestudium streute seine Interessen breiter, auf alles, was kreucht und fleucht, und auch auf die Pflanzenwelt. Bodos Kenntnisse in der Ornithologie oder der heimischen wie auch tropischen Vegetation machten ihn auf diesen Gebieten zum wandelnden Kompendium. Das genaue Wissen über Anatomie und Verhalten seiner lebenden Modelle erlaubten ihm präzise, lebensnahe Darstellungen, v. a. des Wildes in der Bewegung. Filme wie „Serengeti darf nicht sterben“ von Vater und Sohn Grzimek hatten sein Interesse frühzeitig auf den Schwarzen Kontinent gelenkt. Wie Kuhnert fand er in Tansania bei ersten Afrikareisen das „Land seiner Modelle“. Hier überwand der Künstler das, was sein Lehrer Schütz einmal an ihm kritisiert hatte. „Meier, deine Büffel stinken nicht“, hatte der Meister gesagt. Doch beim Eintauchen in die Atmosphäre vor Ort gewannen die gemalten Büffel, Elefanten und Löwen nicht nur an Lebendigkeit, sondern sie wurden real, wenn auch nur auf Papier – sie begannen zu stinken.
Es folgten viele weitere Reisen in das tropische Afrika, auch nach Kenia, Uganda, Namibia, Botswana und Simbabwe. Ich konnte es Bodo in den 1990er-Jahren ermöglichen, Zeit mit unseren Wildhütern im tansanischen Selous zu verbringen, dem ältesten und damals auch größten Wildschutzgebiet Afrikas. Er teilte ihren Alltag, ging mit ihnen auf Nashorn-Patrouille, und manchmal wurde er dabei auch von Büffeln in die Dornenbüsche gescheucht. Bodo sagte mir einmal, dass gerade dieses Erleben der Wildnis zusammen mit den einheimischen Rangern seine Sinne geschärft und sein Verständnis für praktischen Naturschutz fern der Theorie erweitert hat. Schon frühzeitig wollte der Aquarellist seine Kunst auch in die Öffentlichkeit bringen. Bereits in Studentenzeiten begann er deshalb damit, Bilder für Zeitschriften bereitzustellen. Über die Jahrzehnte ist daraus ein umfangreiches Werk an Illustrationen, Kalendern und Büchern geworden.
Bodo Meiers Leben war der Natur und der Malerei gewidmet. Als Biologe hat er alles Lebendige, v. a. die frei lebenden Säugetiere und die Vögel wissenschaftlich betrachtet und zu verstehen versucht. Als Lehrer hat er seine Kenntnisse und seine Empathie für die Tiere an die Jugend weitergegeben. Als Naturschützer galt seine Passion besonders dem Erhalt der Serengeti mit ihren Wild-Wanderungen. Als Künstler hat er die Natur mit Bleistift und Pinsel eingefangen. Und das im Aquarell, einer Malweise, die technisch besonders hohe Anforderungen stellt. Bodo Meier war der Meister des Tieraquarells.
„Ich habe versucht, die Schönheit der afrikanischen Wildnis in meinen Skizzen und Aquarellen einzufangen“, schrieb er für den Katalog zur Münchener Ausstellung. „Vor allem aber möchte ich meine Freude und das Erlebnis ‚Wildnis‘ mit dem Betrachter teilen.“
Autor: Rolf Baldus