Praxis
Paukenschlag zum Tagesausklang
Extrem beißfaule Hechte kennzeichenen auch den weiteren Verlauf des Liga-Auftaktes. Aber einer der Teilnehmer kann dennoch quasi mit dem Abpfiff ein sehr dickes Ausrufezeichen setzen!Von Henning Stühring
Bild: F&F
Ja, die Anerkennung hat sich der Endres absolut verdient. Er ist mit dem Fliegenfischen durchaus ein Risiko eingegangen - aber ein wohl kalkuliertes. Schließlich zeigte sich auch schon in Sebastians Training, als die Hechte noch bissiger waren, die Fängigkeit der Streamers. Und bei beißfaulen Räubern gilt die extrem langsam zu führende und federleichte Fliege unter Kennern schon lange als dann oft noch einzig fängiger Kunstköder. Der Lohn für den FISCH & FANG-Redakteur ist die verdiente Tabellenführung.
Aber am Nachmittag zeigt sich, dass man an diesem klaren, kalten Dezembertag auch beim Fliegenfischen nichts geschenkt bekommt. Weitere Hechtfänge bleiben bis zum Nachmittag aus. Für die Dämmerungszeit legt Sebastian deshalb einen grundlegenden Platzwechesel ein. Er erklärt Horst seine Entscheidung: „Von meinen Filmdrehs mit Birger kenne ich einen ziemlich sicheren Platz am Veluwemeer unter der Knardijk-Brücke. Dort ist eine Verengung mit mehr Strömung und vor allem Futterfische ohne Ende. Speziell zur Dämmerungszeit geht hier eigentlich immer was. Auch im Training war das wieder der Fall. Und es sind da fast immer schöne 80-Plus-Hechte.“
Auf dem Weg unter die Brücke treffen wir zwei deutsche Gastangler, die ein Stück davor mit toten Köderfischen ansitzen und schon den Grill für die Bratwürste angefeuert haben. Sie bestätigen, dass es selbst beim reinen Deadbaiten vergleichsweise zäh läuft. Der ganze Tag brachte zwei Hechte bis gut 90 Zentimeter an die vier Naturköderruten. Ein eher unterdurchschnittliches Ergebnis für den exquisiten Hotspot. Aber Sebastian wäre ja schon sehr zufrieden damit, wenn auch bei ihm ein solches Kaliber beißt.
Garantieplatz am Abend?
Zunächst bleibt der Rheinländer an dem kanalartigen Seeverlauf unter der Brücke seinem Erfolgsköder, dem Streamer, treu. Hier ist es zwar deutlich tiefer als an dem kleinen, flachen Fluss vom Vormittag. Aber auch das stellt für den Fliegenfischer kein großes Problem dar. Dank Sinkschnur gelangt man auch an solch mehrere Meter tiefen Stellen mit dem leichten Köder bis zum Grund. Das erfodert dann natürlich etwas längere Absinkphasen. Und für den Fall, dass die Fliege hier nicht ziehen sollte, hält Sebastian auch noch eine Spinnrute mit Gummifisch als Köder bereit.Die ersten Würfe zur Abenddämmerung bringen keine Hechte an den Streamer. Auch ein Fußmarsch über die Brücke an die andere Uferseite wird nicht mit Bissen belohnt. Sebastian wirkt schon etwas überrascht, dass es an seinem „Garantieplatz“ nicht so läuft wie sonst gewohnt. Der Liga-Führende beschließt, noch einmal an den Ausgangsplatz zu wechseln. Hier empfangen uns schon die beiden deutschen Gastangler mit einem ganzen Teller voll Bratwürstchen. Da lässt sich Horst natürlich nicht zweimal bitten. Er nimmt die Einladung zum Abendimbiss dankend an. Beim Plaudern mit den zwei netten Landsleuten bestätigen diese noch einmal die Güte des Angelplatzes. Hier hätten sie schon zahlreiche Meterhechte gefangen und ebenso, zur Dämmerung und im Dunkeln, einige der selteneren Veluwe-Zander in sehr guter Größe aus dem Klarwasser gezogen. Alle Räuber bissen auf tote Köderfische.
Sebastian setzt derweil natürlich erst einmal andere Prioritäten, als Bratwürste zu essen. Er versucht jetzt, mit dem schneller sinkenden Gummifisch einen Hecht ans Band zu bekommen. Und plötzlich ärgert sich Sebastian, er schimpft: „Da war einer - ganz zaghafter Biss, Mist!“ Bitter, das war‘s dann auch für heute. Dennoch kann Sebastian natürlich unterm Strich recht zufrieden sein mit dem Liga-Auftakt.
Ungewöhnlich fetter Hecht
Uli Beyer und John Chowns wären schon froh, wenn sie den Hechtschneidertag abwenden können. Um es kurz zu machen: So sehr sich die beiden Profis auch mit verschiedensten Ködern und teils an neuen Angelplätzten mühen, die ersehnten Fänge bleiben aus. Es bleibt die Hoffnung, dass es an den verbleibenden zwei Tagen besser laufen wird.Wie aber läuft es bei Enrico, dem vierten Teilnehmer der Hecht-Liga - kann wenigstens er noch einen Wertungsfisch an diesem ziemlich gebrauchten Nachmittag landen? Am Polderkanal, im Flachen, bleibt jedenfalls kein Esox an den Haken seiner Hard- und Softbaits hängen. Deshalb beschließt Enrico, für die letzten verbleibenden Stunden des Tages noch einmal einen Platzwechsel einzulegen. Es geht zurück ans große Stillwasser des Vormittags. An einer Schleuse will sich der LMAB-Teamangler endlich entschneidern.
Die Spannung ist zum Greifen, die Anspannung bei Enrico ebenso. Dann passiert es, als schon kaum einer mehr daran geglaubt hat. Quasi mit dem Abpfiff steht Enricos Rute plötzlich mächtig krumm. Drill und Landung gelingen. Ein ungewöhnlich fetter Hecht liegt in den Keschermaschen. Enrico nimmt Maß, um schließlich das Ergebnis zu verkünden: „92 Zentimeter.“ Kein Zweifel, mit dem sehr starken Fang bringt sich Enrico schlagartig in eine deutlich bessere Ausgangsposition. Und natürlich war dieser Paukenschlag zum Tagesausgang eine große Befreiung nach dem extrem zähen Auftakt. Gerade bei der Liga gilt ja: Der Kopf fischt mit!
Tabelle
Stand nach Tag 1 bis zum Abend: |
1. Sebastian Endres: 181 Punkte |
2. Enrico Di Ventura: 92 Punkte |
3. Uli Beyer: 0 Punkte |
4. John Chowns: 0 Punkte |
Autor: Henning Stühring