17.08.2023
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16 Min

Praxis Schwerpunkt

Kunstliebhaber

Statt auf echten setzt Christopher Paschmanns beim Karpfenangeln lieber auf Fake-Mais. Lesen Sie, warum die Fälschung dem Original klar überlegen ist.

Kunstliebhaber

Bild: Christopher Paschmanns

Er gilt als einer der besten Karpfenköder, die es gibt: Mais! Und zwar am besten aus der Dose, schön süß und weich. Genau darin liegt allerdings das Problem. Selektiv ist Dosenmais jedenfalls nicht, und am Haar hält er auch nicht gerade lange.

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Auch eine gute Variante, um Fake Food anzubieten: das German Rig. (Bild: Christopher Paschmanns)

Doch darauf gibt es die passende Antwort: Fake Food! Die künstlichen Körner wird kein Rotauge vom Haar knabbern, und Krebse schneiden sich daran die Scheren stumpf. Karpfen aber machen da keinen Unterschied: Ob echt oder falsch, rein in den Schlund!
Meine späte Liebe zu Fake-Mais begann im April 2022 im Herzen Frankreichs. Der Frühling war weder unter noch über Wasser so richtig angekommen. Größere Futtermengen wären völlig deplatziert, Attraktion war gefragt! An zweien meiner erlaubten vier Ruten setzte ich also auf pinke Pop-Ups. Die anderen beiden fischte ich am Boden, anfangs mit einem kleinen Schneemannköder aus einem sinkenden Boilie und einem kleinen Pop-Up als Blickfang. Im Frühjahr setze ich sonst gerne auf Tigernüsse, hatte aber bei dieser spontanen Tour keine Zeit, sie zuzubereiten. Als Beifutter zu den Boilies am Haar brachte ich stets zwei, drei Handvoll Dosenmais ein.

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Dieser große Schuppi öffnete unserem Autor so richtig die Augen. Seit diesem Fang hatte er Vertrauen in Fake-Mais. (Bild: Christopher Paschmanns)

Voll auf Mais fixiert

Eine Platzkontrolle mit dem Boot brachte mich zum Nachdenken: Im kaum einen Meter tiefen Wasser erkannte ich am Morgen nach einer Nacht ohne Biss gut meine Montage samt Köder und ein paar Boilies, die darum lagen. Vom Mais war nichts mehr zu sehen. Die Kuhlen, die im Sediment entstanden waren, bewiesen aber eindrucksvoll, dass hier Karpfen am Werk waren. Da hatten weder Krebse die Körner verschleppt, noch hatten Weißfische sie gefressen,­ es waren Karpfen! Gerade im zeitigen Frühjahr gar nicht so untypisch. Die attraktiven, süßen Dosenmaishäppchen werden genommen, für die Boilies reicht der Appetit noch nicht. Warum also nicht auch mit Mais angeln? Diese Frage stellte ich mir natürlich. Die gelben Körner aus der Dose kamen nicht infrage, denn Weißfische und Krebse würden damit doch schnell kurzen Prozess machen. Das war mir zu unsicher, ein blankes, abgefressenes Haar wollte ich nicht riskieren, dann doch lieber Boilies.

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Traumhafte Kulisse: Bei einer Session im April lernte Christopher Paschmanns die großen Vorteile der künstlichen Köder zu schätzen. (Bild: Christopher Paschmanns)

In den Untiefen meines Rucksacks fand ich aber noch eine Alternative: eine Schachtel Slow Sinking Corn (langsam sinkender Mais) von Korda. Gelb, mit fruchtigem Aroma, das wirklich perfekte Dosenmais-Imitat! Bisher hatte ich diese falschen Körner nur in der Pop-Up-Variante, also schwimmend, als Topper über Tigernüssen gefischt - um der Nuss einen Farbtupfer zu verpassen und sie ­auszubalancieren, damit sie noch schneller und weiter ins Karpfenmaul „fliegt“. Solo am Haar, nur Plastik, das fühlte sich bisher nicht richtig an. Doch was hatte ich zu verlieren, die Pop-Up-Ruten liefen ja zum Glück schon, und Probieren geht bekanntlich über Studieren. Also legte ich eine meiner Ruten mit einem reinen Plastikköder aus, bestehend aus zwei der falschen Maiskörner, und verteilte über dem Rig eine halbe Dose süßen Mais.
Es war genau dieser Köder, der mir im Morgengrauen einen Schuppenkarpfen von knapp 25 Kilo brachte! Damit war mein Vertrauen aufgebaut, aber so richtig! Zum Ende der Session fischte ich drei meiner Ruten mit Slow Sinking Corn und fing mit der Kombi künstliches Korn mit echtem Dosenmais als Beifutter wirklich hervorragend. Seither ist diese Taktik in meinem Repertoire - und sie funktioniert immer wieder äußerst gut.Wir Karpfenangler neigen dazu, oft attraktives Futter einzubringen, das wir dann aber nicht als Köder anbieten. Gut, bei Hanf beispielsweise ist das auch besonders umständlich. Bei Hartmais oder Tigernüssen fällt es mir aber oft auf: Das Zeug fliegt eimerweise ins Wasser, am Haar baumeln dann jedoch Boilies. Beim Stalking, also dem mobilen Angeln auf Sicht, habe ich oft Dosenmais im Einsatz. Dann sehe ich, was geschieht, habe die Kontrolle und kann den Köder schnell erneuern.

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Wer am Wasser arbeitet, hat mehr Zeit für die schönste Sache der Welt. Konzentriert geht das aber nur, wenn man weiß, dass die Montagen scharf, die Köder fangfähig sind. (Bild: Christopher Paschmanns)

Vertrauen in den Köder

Bis zum oben beschriebenen Erlebnis in Frankreich hatten die falschen Körner bei mir nur einen Platz auf der Ersatzbank. Doch ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, denn mittlerweile habe ich die vielen Vorteile der Kunstköder erkannt. Sie schaffen das nötige Vertrauen im Kopf, dass da am Grund auch wirklich ein funktionierender Köder auf Abnehmer wartet und nicht ein blanker Haken mit abgefressenem Haar. Sie überdauern Fisch auf Fisch, ich muss an meinem Vorfach nur den Haken auswechseln, wenn er geknickt oder stumpf sein sollte nach einem Drill, den künstlichen Mais kann ich wieder verwenden. Der leichte Auftrieb der Slow Sinking Corns balanciert das Gewicht des Hakens aus und sorgt dafür, dass die Köder noch tiefer im Maul landen, wenn sie angesaugt werden. Und das hilft dabei, mehr Fische noch besser zu haken.
Die Fake-Food-Taktik punktet besonders gut bei kaltem Wasser, also auch ­ ab Spätherbst und im Winter. Denn der Mais ist gut und schnell zu verdauen, er sättigt nicht und ist geschmacklich und optisch sehr attraktiv.

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Die Zielfische lieben ihn: Dosenmais steht bei Karpfen hoch im Kurs und wertet jede Futtermischung auf. (Bild: Christopher Paschmanns)

Kunst und Natur kombiniert

Sie sind noch nicht so davon überzeugt? Wollen auf was Echtes am Haar nicht ganz verzichten? Dann kombinieren Sie doch ein echtes Körnchen mit einem falschen, das aus Plastik schließt oben am Haar ab. So bleibt die Montage beködert und fangfähig, auch wenn sich ein Rotauge den Dosenmais stibitzt.

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Bis dato kamen Kunstköder beim Autor nur auf diese Weise zum Einsatz - das funktioniert ebenfalls gut! (Bild: Christopher Paschmanns)

Da geht übrigens noch viel mehr in Sachen Plastik! Sie wissen sicher, wie irre effektiv Pellets als Köder sind. Gerade die kleinen, vier bis acht Millimeter großen Fischpellets wirken auf Friedfische wie Blut auf Haie. Längerfristig am Haar machen sie aber gar keine gute Figur, da sie sich einfach auflösen. Wie wäre es da mit einer leicht auftreibenden Alternative aus Kunststoff, die noch dazu genauso aussieht wie ein leicht ausgewaschenes Pellet? Gibt es auch von Korda, heißt Dumbell, funktioniert erstklassig und öffnet mir gerade ein neues taktisches Fenster. Doch dazu mal an anderer Stelle mehr, denn da bin ich noch in der Probierphase …

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Da hat Christopher gut lachen: Er präsentiert einen weiteren Karpfen des überaus erfolgreichen Ansitzes. (Bild: Christopher Paschmanns)

Das perfekte Duo

Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch das Vorfach vorstellen, mit dem ich Bodenköder wie Partikel, „Fake Food“, Boilies oder Wafter mittlerweile fast ausschließlich fische. Das sogenannte Kombi-Rig bietet mehrere ganz entscheidende Vorteile:
- Wir können im Grunde eine ganze Saison mit nur einem Vorfach angeln, denn nur Haken und Köder müssen gegebenenfalls ausgetauscht werden. Dazu wird beides einfach ausgeschlauft!
- Aufgrund des steifen Boom-Materials verwickelt sich das Vorfach nie.
- Aussteiger gibt es bei so einem Kombi-Rig mit der hier verwendeten Hakenform fast nicht.

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Ich verwende 25-lb-Boom-Material für den steifen Part und 20-lb-Loop-Braid für die weiche Schlaufe. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Zunächst schneide ich etwa 15 cm Loop Braid von der Spule. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Dann lege ich es in eine Schlaufe, die Enden aneinander. Auch in das Boom knicke ich eine Schlaufe. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Das Loop Braid führe ich mit der Schlaufenspitze durch die Schlaufe im Boom, jetzt kommt der Albright-Knoten. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Zunächst etwa acht Wicklungen hin, dann zwei zurück. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Denn wieder etwa acht Wicklungen hin, zwei zurück. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Anschließend wird der Knoten ge­schlossen. Dabei die Enden der geflochtenen Schlaufe auf der Seite hinausführen, auf der wir begonnen haben. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Mit einem Pulla ziehe ich den Knoten sauber zu. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Jetzt kommen die Quetschhülsen (Krimps) ins Spiel. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Das Boom hält besonders gut mit einer Quetsch­hülsen-Schlaufe. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Mit dem Pulla oder über heißem Wasserdampf strecke ich das Vorfach. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Dann schneide ich etwa 1 cm Schrumpfschlauch ab. Es geht auch ein Kicker, ist noch einfacher, doch bei Kleinstködern ist Schrumpfschlauch besser, da die Schlaufe dann nicht von Weißfischen zugezogen werden kann. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Den Schlauch fädele ich auf die geflochtene Schlaufe. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Der beste Haken für dieses Rig ist ohne Frage der Wide Gape X in Größe 6 oder 4. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Nun die Schlaufe von unten durchs Hakenöhr führen. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Einen Mini Rig Ring-Wirbel einschlaufen, dann über die Hakenspitze führen. So sollte es aussehen. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Danach den Schlauch über den Haken führen … (Bild: Christopher Paschmanns)

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… und über Wasserdampf in Form bringen. (Bild: Christopher Paschmanns)

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So sieht das fertig gebundene Kombi-Rig aus. (Bild: Christopher Paschmanns)

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Bei der Köderaufnahme fällt der Haken immer in die perfekte Hakposition. Ist er beschädigt, müssen wir ihn nur ausschlaufen und ersetzen. (Bild: Christopher Paschmanns)

Autor: Christopher Paschmanns