04.08.2023
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9 Min

Praxis

Heiß auf Karpfen

Tobias Rasche trotzt im Hochsommer der Hitze und angelt nun mit der Pose auf den König der Friedfische. Lesen Sie, wie genau er das anstellt.

Heiß auf Karpfen

Bild: Tobias Rasche

Überall in Deutschland werden neue Temperaturrekorde aufgestellt. Teilweise hält die Sommerhitze wochenlang an, dazu kommt eine extreme Trockenheit. Durch die stetig steigende Wassertemperatur sinkt der Sauerstoffgehalt, und die Fische fressen, wenn überhaupt, nur in den frühen Morgen- oder sehr späten Abendstunden. Bei solchen Bedingungen denken die meisten sicher nicht ans Angeln. Wenn man allerdings, so wie ich, nicht darauf verzichten kann, ans Wasser zu fahren, bietet sich ein Zielfisch jetzt ganz besonders an: der Karpfen. Denn er liebt warmes Wasser. Häufig kann man ihn nun direkt an der Oberfläche fangen.
Genau das ist heute mein Plan. Für mein Vorhaben bin ich zu unseren holländischen Nachbarn gefahren. Direkt an der Grenze, circa zwei Stunden Autofahrt von meinem Zuhause entfernt, befindet sich eine schöne Anlage mit einem kommerziell betriebenen Karpfenteich - in Fachkreisen auch Commercial genannt.
 

Nahe der Oberfläche

Ich möchte es mit einem sogenannten Pellet-Waggler probieren. Ziel dabei ist es, die Karpfen direkt an oder kurz unter der Wasseroberfläche zu fangen. Dazu werden in regelmäßigen Abständen Pellets mit der Schleuder gefüttert. In der Regel kommen die Fische umso näher an die Oberfläche, je regelmäßiger und häufiger gefüttert wird. Inmitten der Futterstelle wird dann die Montage präsentiert. Diese ist denkbar einfach gehalten. Der spezielle Waggler für die Angelei nahe der Oberfläche wird oben und unten durch zwei Schnurstopper auf der 0,27 Millimeter starken, monofilen Hauptschnur fixiert. Dadurch kann die Angeltiefe variabel eingestellt und perfekt ermittelt werden, in welcher Tiefe die Fische fressen. 

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Tobias prösentiert die Montage mit Pellet-Waggler. Der Köder wird damit knapp unter der Wasseroberfläche angeboten. (Bild: Tobias Rasche)
Am Ende der Hauptschnur befindet sich eine einfache Schlaufe, in die das 35 Zentimeter lange Vorfach mit widerhakenlosem Haken und Pelletband am Haar eingeschlauft wird. Fertig ist die Montage! Es wird bewusst ein vorgebleiter Waggler verwendet, damit kein weiteres Blei auf die Schnur muss. Dadurch erhält der Hakenköder eine möglichst lange Absinkphase. Zum Angeln sollte man die Rute nie zu weit aus der Hand legen, da die Anbisse oft sehr unverhofft und vehement kommen. Da kann es durchaus schon mal passieren, dass einem die Rute fast ins Wasser gezogen wird! Aus diesem Grund lege ich sie gerne auf einem Feederarm mit breiter Auflage und meinem Knie ab, so kann ich schnell reagieren.

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Die wichtigsten Montagebestandteile auf einen Blick: Pellet-Waggler, Vorfachhaken und Stopper. (Bild: Tobias Rasche)

Pellets mit Lockstoff

In der Regel wird mit dem Pellet-Waggler auf Entfernungen zwischen zehn und 25 Metern geangelt. Es muss nämlich problemlos möglich sein, die gefütterten Pellets mit der Schleuder immer zielgenau auf demselben Spot zu füttern. Hier kommen für mich, je nach Entfernung, zwei Modelle infrage: das Guru Original Catapult und das Guru Incredible Pult. Damit lässt sich den ganzen Tag ermüdungsfrei und präzise füttern. Bei den Ködern setze ich auf Fisch­mehlpellets, die bereits mit einem attraktiven Lockstoff versetzt sind und einen unverkennbaren Geruch haben. Ich verwende sie in vier, sechs und acht Millimetern. Die Pellets sind sinkend und kommen direkt aus der Tüte, also hart, zum Einsatz. Da die Fische in Holland immer zurückgesetzt werden, greife ich zu schonenden, widerhakenlosen Haken. Ich vertraue den fertig gebundenen Vorfächern von Guru in einer Länge von 35 Zentimetern, beispielsweise den 15“ Pellet Waggler Rigs mit GPW-Haken und N-Gauge-Schnur. Diese gibt es in passenden Größen und Vorfachstärken. Am Haar der Vorfächer befindet sich ein sogenanntes Pelletband, welches den Hakenköder hält. Um die Pellets schnell und einfach anködern zu können, bietet sich eine Pelletzange an. Es geht zwar auch ohne, aber das ist gerade bei größeren Ködern oft ein bisschen fummelig.

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Fertig montierter Haken mit Pelletband, das um den Köder gelegt wird. (Bild: Tobias Rasche)

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Eine spezielle Zange hilft, das Pellet an dem Gummiband zu befestigen. (Bild: Tobias Rasche)

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Bereit zum Einsatz: ein Pellet am Gummiband an der Haarmontage. (Bild: Tobias Rasche)

Start mit Beifängen

Ich habe den Angeltag mit einem 6-­Millimeter-Pellet am Haken und 4- Millimeter-Pellets zum Füttern begonnen. Der Rhythmus sieht wie folgt aus: acht bis zehn Pellets mit der Schleuder füttern, die Montage direkt auf den Futterplatz werfen und nochmals acht bis zehn Pellets hinterher schießen, nach etwa einer halben Minute erneut füttern. Sollte es keinen Biss geben, wird der Vorgang wiederholt. Häufig kommen die Bisse direkt nach dem Auswerfen, also während der Absinkphase des Hakenköders.
Der erste Biss lässt auch gar nicht lange auf sich warten. Es ist allerdings nicht der erhoffte Zielfisch, da das Gewässer neben Karpfen auch einen guten Weißfischbestand aufweist. Eine gute Rotfeder schnappt sich das 6-Millimeter-Pellet. Durch den regelmäßigen Einsatz von Karpfenködern sind die anderen Fische natürlich auch an sie gewöhnt. So kommt es, dass die nächsten Fänge erstmal eine bunte Palette von Weißfischen bilden: kleine Brassen, Güstern und Rotfedern. Das Angeln macht zwar auch bei kleineren Fischen großen Spaß. Da ich es aber eigentlich auf die etwas größeren Exemplare abgesehen habe, entscheide ich mich dazu, meine Futter- und Ködertaktik etwas zu ändern. Ich ködere jetzt ein 8-Millimeter-Pellet an und füttere mit 6-Millimeter-Pellets. Und siehe da, es dauert gar nicht lange, da kommt der nächste Biss. Dieses Mal ist es ein Karpfen.

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Da ist die Wagglerrute krumm! An dem leichten Gerät sorgen auch kleinere Karpfen für Drillspaß pur. (Bild: Tobias Rasche)

Ein heißer Drill beginnt

Die Rute ist das erste Mal heute wirklich richtig krumm. Es beginnt ein spannender Drill am leichten Gerät, und mein Widersacher zeigt, was in ihm steckt. Nach fünf Minuten gibt er sich geschlagen und liegt im Kescher. In Anlagen wie dieser ist es so gut wie immer Pflicht, eine Abhakmatte zu verwenden, um die Fische zu schonen. Zusätzlich werden auch häufig die Kescherköpfe desinfiziert. In manchen Anlagen werden sie auch vom Betreiber bereitgestellt, damit keine Krankheiten und Bakterien aus anderen Gewässern eingeschleppt werden. Man sollte auch immer darauf ach­ten, dass ein Gefäß mit Wasser bereit steht, mit dem die Abhakmatte und auch der Fisch feucht gehalten werden können. Hierfür bietet sich hervorragend Eimer mit einem dünnen Seil an, ein sogenannter Drop-Bucket. Damit kann man auch bei steilen Uferböschungen ganz einfach Wasser aus dem Gewässer schöpfen.
Nachdem der Karpfen wieder in seinem Element ist, geht die Sause direkt weiter. Nach wenigen Ladungen Pellets und zwei bis drei Würfen hängt der nächste Zielfisch. Nun sind die Karpfen am Platz und gestalten den restlichen Angeltag denkbar kurzweilig.
Beim Fischen mit dem Pellet-Waggler kann man also mit relativ geringem ­Aufwand viele schöne Fische fangen und eine Menge Spaß haben. Probieren Sie es doch einfach selbst mal aus!

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Die Sommer-Taktik ist voll aufgegangen: Tobias freut sich über einen schönen Spiegelkarpfen. (Bild: Tobias Rasche)
Geräte-Check
Rute: Guru N-Gauge Pellet Waggler in 11 Fuß, Wurfgewicht: 2-15 g
Rolle: Stationärrolle in 2.500-3.000er Größe mit hoher Übersetzung, z. B. die Shimano Aero 2.500 HG
Hauptschnur: Guru Pulse Pro in 0,27 mm und 10,2 lbs Waggler: Guru Foam Waggler (in 3,2, 4,4 und 6,5 g verfügbar)
Zubehör: Guru Waggler Con­verters, Guru Extra Tight Line Stops, Medium 15” Pellet Waggler Rigs Feederarm: Guru Reaper XL Pellets: Mainline Match Activated Carp Cell Pellets Schöpfeimer: Guru Fusion H2O Water Bucket
 

Autor: Tobias Rasche