Praxis
Die perfekte Hechtrute
Pünktlich zum Saisonstart im Mai darf es eine neue Rute zum Spinnfischen auf Esox sein? Birger Domeyer sagt, worauf es hierbei ankommt und hat auch gleich eine Empfehlung auf Lager.

Bild: Birger Domeyer
Ganz so einfach ist die Nummer dann doch nicht, denn der Hecht hat meiner Meinung nach genauso spezielle Anforderungen an eine Rute wie der Zander oder andere Zielfische. Mit einer zu harten Rute oder der falschen Biegekurve hagelt es dann Aussteiger - und man weiß gar nicht, warum das so ist. Gehen wir dem Ganzen auf den Grund und schauen uns der Reihe nach an, welche Eigenschaften eine richtig gute Hechtrute von der Köderführung bis zur Landung bieten sollte.
Straffe Spitze ist Pflicht
Bevor wir über einen Biss oder Drill nachdenken können, muss die Köderführung zum Zielfisch passen. Für unsere Rute heißt das: Mittelgroße Köder, die von den meisten Hechtanglern benutzt werden, sollten vernünftig kontrolliert werden können. Da ich selbst viel am Wasser unterwegs bin und viele andere Kollegen treffe, kann ich aus Erfahrung sagen, dass wohl die meisten Petrijünger Köder zwischen zwölf und 18 Zentimetern Länge benutzen, um gezielt Hechten nachzustellen.
Das Thema „Bigbaits“ wird zwar von dem einen oder anderen Profi gerne auf Fotos, nicht selten in Schweden, gezeigt, entspricht aber wenig der Realität des heimischen Durchschnitts-Anglers. Denn Hand aufs Herz: Wer wirft den ganzen Tag eine 35 Zentimeter lange Miuras-Mouse mit Doppelschwanztwister in den Vereinssee? Und wer erwartet täglich, dass der 1,30-Meter Hecht beißt und legt sein Gerät sowie die Köderauswahl darauf aus? Ich denke, das sind die wenigsten.
Eine Hechtrute für normale Zwecke muss also meiner Meinung nach so zugeschnitten sein, dass sie einen 16er Gummi am 15 oder 20 Gramm schweren Kopf, einen Spinnerbait oder 16 Zentimeter langen Wobbler gut animieren kann. Für diese Formate, die etwas oberhalb der normalen Zanderklasse liegen, braucht es schon eine straffere Spitze. Schließlich sind die Hechtköder voluminöser und/oder erzeugen mehr Gegendruck unter Wasser. Knickt die Rutenspitze beim Zupfen, Jiggen oder Kurbeln ein, macht der Köder nicht, was wir wollen, sondern alle Bemühungen der zackigen Führung verpuffen in der Spitze. Das soll natürlich nicht so sein. Zumal Hechte gerne scharf angejiggte oder hoch über den Boden springende Gummis attackieren. Unsere Hechtrute muss also eine gewisse „Härte“ im Spitzenbereich aufweisen, sonst klappt die Köderführung nicht gut.

Semiparabolische Aktion
Gelingt die Präsentation, und hängt dann im besten Fall auch ein Hecht am Haken, kommt der spannende Teil: der Drill. Esox neigt beim Kämpfen zu allerlei Sperenzien, die manchmal zum Losschütteln des Ködes führen. Das Repertoire reicht von Sprüngen über Drehungen bis hin zu weit ausladenden Kopfstößen mit halber Körperdrehung. All diese Aktionen führen dazu, dass die Schnur im Drill kurz lose werden kann, und genau dann fliegen die Haken aus dem Maul.Hier ist eigentlich die Rutenaktion gefragt. Denn wenn der Blank richtig zugeschnitten ist, sollte selbst bei den wilden Aktionen des Esox stets Spannung auf der Schnur bleiben. Bei vielen Hechtruten ist allerdings ein typisches „Fast Taper“ vorhanden, sprich: die Spitze biegt sich noch, ab der Hälfte der Rute ist indes keine Aktion mehr feststellbar, auch bei höherer Last nicht. Genau das führt dazu, dass während einer der Kopfstöße lose Schnur entsteht und der Esox aussteigt. Bei Zandern ist so eine Aktion okay, bei Hechten eher problematisch. Besser ist es, wenn die Esoxrute im Rückgrat mehr mitarbeitet und puffert. Dafür ist eine semibarabolische Aktion sehr viel besser geeignet als die häufig angebotenen, bretthart wirkenden „Knüppel“ mit stark ausgeprägter Spitzenaktion.
Da ich ja auch gerne mit der Fliege auf Hecht fische, sei an dieser Stelle ein kleiner Vergleich gestattet. Die eher halb- bis vollparabolischen Fliegenruten puffern eigentlich jede wilde Aktion des Hechtes ab. Man hat wirklich extrem wenige Aussteiger, obwohl man nur mit einem Einzelhaken fischt und auch nicht extrem viel Druck beim Anhieb auf den Hecht ausüben kann.

Nicht zu hart
Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Frage zur Gesamthärte der Rute. Anfangs haben wir ja schon festgestellt, dass nur wenige normale Uferangler mit den riesigen Bigbaits um sich schmeißen. Ich gehöre übrigens auch nicht dazu, wenn ich ehrlich bin. Denn eigentlich ist man ja schon froh, wenn man an einem normalen Gewässer einen Hecht der 70- oder 80-Zentimeter-Klasse fängt, oder? Wenn die Rute also zwar einen guten Zuschnitt besitzt, aber insgesamt zu hart ist, nützt das auch recht wenig. An einer 150-Gramm-Rute strampelt ein 70er Hecht auch wie wild, wird dabei lose Schnur erzeugen - und der Köder fliegt aus seinem Maul. Ein allzu hohes Wurfgewicht brauchen wir also im Normalfall nicht. Weder für die mittelgroßen Köder, noch für den Hecht-Drill. In der Regel sind also Wurfgewichte zwischen 60 und 80 Gramm mehr als ausreichend, sofern die Rutenspitze nicht weich ist.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass ein Esox mit seinen 700 Zähnen, der einen solch größeren Shad festhält, ordentlich Reibungswiderstand erzeugt. Ist die Rute in der Spitze zu weich, rutscht der Köder nicht ins Maul beim Anhieb. Und damit leider auch nicht die Haken. Eine Hechtrute sollte also über eine straffe Spitze verfügen. Damit auch Gummis, Jerkbaits oder größere Wobbler bewegt werden können, sowohl bei der Köderführung als auch beim Anhieb.
Die richtige Länge?

Als Tipp für sehr lange Angeltage möchte ich jedoch Folgendes mit auf den Weg geben: Es ist für die Schulter- und Rückenmuskulatur ein großer Unterschied, ob die Rute 2,40 oder 2,70 Meter lang ist. Die 30 Zentimeter scheinen erstmal nicht viel zu sein. Aber man muss den kurzen Hebel bedenken, über den die Muskulatur Kraft aufbringen muss. Und an diesem kurzen Ende des Hebels muss viel mehr Power aufgewendet werden, je länger der „Lastarm“, also die Rute, ist. Wer also über ein Ziehen zwischen den Schulterblättern nach vier Stunden Gummifischangeln klagt, darf gerne mal die Rutenlänge anpassen und etwas verkürzen. Die Entlastung spürt man sofort. Wer also häufig mit Ködern fischt, die viel Wasserwiderstand haben, darf sich gerne ein etwas kürzeres Modell nehmen.

Die Predator Pike Light
Eine etwas straffere Rutenspitze ist Pflicht bei einer Hechtrute. Sie muss die durchschnittlich schwereren Köder gut animieren können. (Bild: Birger Domeyer)
Für den ganz normalen Hechtangler - ob vom Ufer oder Boot - haben wir eine funktionelle und sehr schicke Hechtrute mit dem renommierten Hersteller Sportex entwickelt und gebaut. Der robuste Blank aus Carbon und Aramid-Fasern ist genau auf die Ansprüche des Hechtanglers zugeschnitten: Köder mit etwas mehr Wasserwiderstand lassen sich durch die straffe Spitze exzellent führen, während die durchgehende Aktion den kämpfenden Esox sicher am Haken hält. Außerdem bietet die Predator Light mit einem Wurfgewicht von 60 Gramm und 2,50 Metern Länge ein Maximum an Drillspaß, auch bei normal großen Hechten.
• Weitere Infos und Bestellmöglichkeiten gibt es hier: www.pareyshop.de

Autor: Birger Domeyer