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Was hältst du von?
... Schockfarben im Klarwasser und Turnschuhen beim Uferangeln? Diese und acht weitere Fangfragen bewertet Veit Wilde auf einer Skala von 1 bis 10.Text & Fotos: Veit Wilde
Bild: Veit Wilde
Veit Wilde: Ich bin bekennender Frühaufsteher und stehe unglaublich gerne früh morgens am Wasser. Das hängt auch damit zusammen, dass ich es liebe, beim Sonnenaufgang zu angeln und dabei auch schon viele gute Fische gefangen habe. Darüber hinaus sind die meisten Spots um diese Tageszeit noch nicht von anderen Anglern befischt worden. Gleichwohl würde ich nicht behaupten, dass der frühe Morgen zwangsläufig die beste Beißzeit des Tages ist. Es ist zweifelsfrei sehr häufig eine „heiße Phase“. Allerdings habe ich zum Beispiel in großen, trüben Flüssen oft auch schon in der Mittagshitze hervorragend gefangen.
Veit Wilde: Es gibt viele Möglichkeiten, seinen Kunstköder zu tunen. Dazu zählen beispielsweise farbige Stifte, mit denen Reizpunkte oder UV-Elemente auf Köder gemalt werden können. Auch diverse Pasten mit Lockstoffen oder bunte Drillinge fallen mir ein. Solche Effekte können durchaus den einen oder anderen Fisch mehr bringen, gerade wenn man selbst fest daran glaubt. Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile Köder in allen möglichen Dekoren, mit Aromen und eben zum Teil auch mit den genannten, farbigen Drillingen. Somit ist ein Ködertuning oft gar nicht mehr notwendig.
Veit Wilde: Beim Hechtangeln würde ich sogar empfehlen, es mit schockigen Köderfarben in klaren Gewässern zu probieren. Gerade Firetiger-Dekore haben mir unter diesen Bedingungen schon zahlreiche Hechte beschert. Das liegt daran, dass Hechte Aggressionsräuber sind, welche sich durch auffällige Farben oder eine besonders intensive Köderaktion oft zum Biss provozieren lassen. Beim Zander- und Barschangeln habe ich dagegen in der Regel bessere Erfahrungen gemacht, wenn in klaren Gewässern auch natürliche Dekore zum Einsatz kamen. Das trifft zumindest für das Fischen am Tag zu. Beim Nachtspinnfischen auf Zander nutze ich auch bei sichtigem Wasser gerne mal einen grellen Köder.
Veit Wilde: Wettbewerbe im Raubfischangeln erfreuen sich größter Beliebtheit. Neben größeren Turnieren, wie diversen Bootsturnieren in den Niederlanden, Profi-Liga und YouTube Predator Cup, gibt es inzwischen auch zahlreiche kleinere Turniere, die von Angelshops oder Herstellern ausgetragen werden. So bekommen auch Angler, die keinen großen Sponsoren im Rücken haben, die Chance, mal an einem Wettkampf teilzunehmen. Schaut man genauer hin, zieht der Raubfischsektor jetzt aber bei einer Entwicklung nach, die es im Friedfischbereich schon vor Jahrzehnten gab, dann aber zumindest in Deutschland durch den Gesetzgeber abgewürgt wurde. Grundsätzlich glaube ich, dass die Beliebtheit der Turniere auch in den nächsten Jahren erhalten bleibt. Da diese aber hauptsächlich in den Niederlanden stattfinden, weil man sich damit in Deutschland auf rechtlich dünnem Eis bewegt, wird es spannend sein, zu sehen, wie unsere Nachbarn mittel- und langfristig mit den Folgen in Form von stark erhöhtem Angeldruck an den dortigen Gewässern umgehen werden.
Veit Wilde: Eines vorweg: Ich persönlich glaube nicht daran, dass ein aromatisierter Gummiköder mehr Bisse bringt. Möglicherweise halten die Fische einen solchen Köder beim Nehmen einen Moment länger fest, doch auch dafür steht ein sicherer Beweis noch aus. Neben ab Werk geflavourten Ködern hatte ich auch schon Pasten im Einsatz, die man nachträglich auf den Köder aufbringen musste. Die Effekte hielten sich bei mir in Grenzen oder waren nicht feststellbar. Gleichwohl kenne ich einige Angler, die fest daran glauben, dass aromatisierte Gummis besser fangen. Solchen Kollegen würde ich empfehlen, daran auch festzuhalten, denn festes Vertrauen in den Köder ist immer gut. Genau für diese Angler werden fast alle meine Seika Pro-Gummiköder auch serienmäßig mit integriertem Knoblaucharoma ausgeliefert. Denn eines steht für mich auch fest: Schaden tun geflavourte Köder nicht!
Veit Wilde: Dass sich das Bild des Anglers in der Öffentlichkeit kontinuierlich moderner gestaltet, ist eine gute Sache. Dazu gehört sicherlich auch, dass heute auf Fangfotos oftmals coole Klamotten getragen werden. Oder man sich durch aufgedruckte Logos als Fans einer bestimmten Marke bekennt. Ich persönlich kann aber nicht leugnen, dass ich bei Anglern, die mit weißen Turnschuhen am Wasser unterwegs sind, immer ein wenig schmunzeln muss. Wenn ich bedenke, wie oft ich als bekennender Gummistiefelträger schon durch nasse Wiesen, schlammiges Ufergelände oder über scharfkantige Steine gelaufen bin, gibt es aus meiner Sicht nichts, was zum Fischen schlechter geeignet ist, als helle Turnschuhe. Wenn sich jemand cooler fühlt, während er sich solche Treter am Wasser versaut, ist das natürlich sein Problem.
Veit Wilde: Nachdem ich 2022 selbst Vater geworden bin, kann ich diese Frage sicherlich ganz gut beantworten. Natürlich muss man gewisse Abstriche machen, wenn man ein Baby zu Hause hat, es ist aber auch die Frage, wie man sich damit arrangiert. Ich bin jedenfalls auch im vergangenen Jahr oft genug am Wasser gewesen und habe dabei sogar eine Menge Aale, Hechte und gute Zander gefangen. Dabei habe ich sehr viel in den Gewässern der näheren Umgebung geangelt, nachdem mein Sohn abends eingeschlafen war. Satte 50 Aale konnte ich beispielsweise fangen. So viele Schleicher in einer Saison hatte ich schon seit vielen Jahren nicht mehr. Inzwischen hatte ich meinen Sohn sogar schon mehrmals beim Spinnfischen in einer Trage dabei, und wir konnten bereits die ersten gemeinsamen Fische fangen.
Autor: Veit Wilde