09.09.2023
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11 Min

RF Praxis

Twitchmaster 2.0

Mit den neuen Größen unseres bewährten Twitchmasters kann man deutlich tiefer fischen - und erweitert so seine Chancen auf Zander! Text & Fotos: Birger Domeyer

Twitchmaster 2.0

Bild: Birger Domeyer

Es beißen ja schon regelmäßig Zander auf den Twitchmaster, aber meinst du nicht, dass wir mit etwas mehr Lauftiefe noch mehr Fische erreichen könnten?“ Mit solchen Fragen startet normalerweise eine weitere Idee, die Gregor Babiarz und ich beim Entwickeln neuer Köder versuchen zu verwirklichen. So auch diese. Natürlich haben wir auf unseren Twitchmaster, der eigentlich zum Barschangeln gedacht war, auch andere Räuber gefangen. Neben sehr großen Hechten auch immer wieder Zander, vor allem, wenn wir im Fluss an den Steinpackungen gefischt haben. Auffällig dabei war, dass die Zanderbisse vor allem dann kamen, wenn deutlich längere Pausen in die Köderführung eingebaut wurden, in denen der Wobbler schwebt. Zander brauchen anscheinend etwas mehr Zeit als Barsche und Hecht, um sich für einen Köder zu entscheiden. Oder sie stehen gerne etwas tiefer am Fuß der Steinpackung und brauchen einfach länger, um den Weg nach oben zum nur etwa 2,5 Meter tief tauchenden Wobbler zurückzulegen.

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Die erste Körperform (links) war noch etwas zu bullig, die Aktion dadurch nicht hochfrequent genug. Die finale Form (rechts) ist deutlich schlanker und läuft ideal. (Bild: Birger Domeyer)


Als Gummifischangler weiß ich, dass Zander sehr gerne am Übergang zum Flussbett stehen, vor allem tagsüber. In den meisten Flüssen reden wir da von etwa drei bis sechs Metern Tiefe. Aber auch in Stillgewässern ist die Abbruchkante, die von einem auf sechs Meter abfällt, interessant für Zander, das ist ja meistens die erste Uferkante. Es liegt also nahe, dass zwar schon einige Zander den Weg zum 2,5 Meter tief laufenden Twitchmaster nach oben überwunden haben, aber mit einem tiefer laufenden Modell könnte man noch mehr Räuber erreichen.

Also nichts wie ran an die Schnitzarbeiten. Unser Vorteil: Wir haben ja schon ein sehr gut funktionierendes Modell und müssen es theoretisch nur skalieren, also größer machen.

Ganz so einfach funktioniert Physik unter Wasser leider dann doch nicht: Die ersten Modelle von der 85 und 95 Millimeter langen Version wirkten recht klobig und hatten etwas zu viel Volumen. Dadurch stimmte die Lauffrequenz nicht ganz und unterschied sich klar vom Original-Modell in klein. Bei einem guten Twitchwobbler muss die Lauffrequenz aber passen und sollte eher hoch ausfallen. Nur dann bekommt man die unregelmäßig ausbrechende Aktion hin, die entsteht, wenn man den Wobbler zupft. Nach zwei An- passungen ist der erste fischbare Proto- typ in 85 und 95 Millimetern aber dann fertig und bereit für einen Ausflug ans Wasser.

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Diesen Zander hat Birger von einer Unterwasserbuhne gekratzt, an der er den schwebenden Wobbler lange stehen ließ. Das hat den Biss provoziert. (Bild: Gregor Babiarz)


Man muss dazu sagen, dass wir eigentlich nur eine größere Variante vom Twitchmas-ter bauen wollten und vorsichtshalber zwei Längen angelegt haben. Was soll ich sagen: Jetzt kann man sich natürlich von keiner wieder trennen. Typisch Angler ...

Am meisten interessierte uns zunächst, wie tief die neuen Twitchmaster tauchen. Das haben wir zunächst vom Boot aus getestet, denn dafür kann man die neuen Live-Echolote recht gut verwenden. Mit entsprechenden Einstellungen kann man den kompletten Lauf eines etwa 40 Meter weit ausgeworfenen Wobblers auf dem Monitor verfolgen. Die 85-Millimeter-Variante schafft es auf etwa 3,20, die 95 Millimeter-Variante auf etwa 4,30 Meter Tiefe. Das ist schon super. Erstaunlich ist, dass sich beide Modelle sehr schnell nach unten schrauben und auch kurz vor dem Boot noch in ihrer maximalen Lauftiefe arbeiten. Man verliert also nur sehr wenig Strecke vom ganzen Wurf, um den Köder auf die entsprechende Tiefe zu kurbeln.

Wenn ich mir diese Ergebnisse jetzt noch mit sehr weiten Würfen oder etwas Strömung vorstelle, werden die Wobbler auch noch etwa einen halben Meter tiefer tauchen. Beim Schleppen mit langer Schnur kann man glatt noch einen Meter draufrechnen. Das sollte reichen, um die Strukturen zu erreichen, die wir uns vorab vorgestellt haben - und bisher nur mit dem Gummifisch oder etwa Jigspinner befischen konnten.

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Beim Uferangeln an der Steinpackung haben sich die tief laufenden Twitchmaster bewährt und erzeugen erstaunlich wenig Hänger. (Bild: Sebastian Endres)

Erster Test im Winter

Als Erstes haben wir uns also tiefere Plätze am Rhein und in einem späteren Versuch auch am Rheindelta vorgenommen. Abbruchkanten, Steinfelder oder Buhnen mit bis zu fünfeinhalb Meter tiefen Löchern: Hier wollten wir schauen, ob wir an die dort stehenden Zander herankommen. Oder eben, ob sie gewillt sind, zum Wobbler aufzusteigen.

Trotz des kaltes Wassers - unsere ersten Testtage lagen zufällig im Winter - biss es direkt gut auf die größeren Twitchmaster. An einem sehr steinigen Platz habe ich parallel auch einige Würfe mit dem Gummifisch gemacht, weil ich einfach sehen wollte, ob man noch viele Zander sozusagen „liegen lässt“. Das war aber nicht der Fall: Wenn man bereits vier oder fünf Zander an einem Platz mit dem tief tauchenden Wobbler gefangen hat, bekommt man anschließend mit dem Gummifisch keine Bisse mehr.

Wir hatten außerdem damit gerechnet, dass die tief tauchenden Wobbler regelmäßig in den Steinen hängen bleiben, das passierte aber zum Glück gar nicht. Die lange Tauchschaufel stolpert viel besser über die Steine als gedacht. Auf diesen Effekt habe ich übrigens gehofft, denn das Bootsangeln ist nicht unbedingt meine favorisierte Disziplin. Die meiste Angelzeit verbringe ich am Ufer. Und es wäre jetzt total gemein, wenn man zwar einen Wobler hat, der die Zander erreicht, aber auch bei fast jedem Wurf in der Steinpackung hängen bleibt und dann abreißt. Der erste Test vom Boot macht jedoch Hoffnung, dass das nicht passiert.

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Der „Stolpereffekt“: Berührt der 95erTwitchmaster einen Stein, klappt ervornüber und die Drillinge können nicht festhängen. Deshalb bekommtman auch beim Uferangeln nicht besonders viele Hänger. (Bild: Sebastian Endres)

Steinpackung vom Ufer

Also habe ich mir schwierigeres Terrain gesucht und bin vom Ufer aus am Fluss mit den größeren Twitchmastern angeln gegangen. Wer die Profi-Liga Zander gesehen hat, erinnert sich vielleicht an den kleinen Tidenfluss, an dem ich am letzten Tag unfassbar viele Verluste beim Gummifischangeln hatte. Ich finde, das ist genau das richtige Versuchsobjekt. Mit etwa vier bis fünf Metern Tiefe, reichlich Steinschüttungen, etwas Holz und anderem Unrat am Grund, kann sich der Twitchmaster gut beweisen und hat vielleicht auch die Chance auf einen Biss. Das Ergebnis: Ich habe genau null Köder verloren, der „Stolper- effekt“ am ansteigenden Ufer funktioniert hervorragend, man bekommt den Wobbler tatsächlich gut aus seiner Lauftiefe heraus am Ufer hochgekurbelt. Berührt man die ersten Steine, hebt man die Rutenspitze an und zupft ihn vorsichtig über die Steine. Dabei klappt der Wobbler vornüber, und die Drillinge werden vom Körper geschützt, können also nicht in den Steinen hängen bleiben. Hätte ich die schon letztes Jahr in der Profi-Liga dabei gehabt ... Das hätte mir einige Köderverluste erspart.

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Die drei Größen im Vergleich: Oben der 95er Twitschmaster mitetwas über vier Metern Lauftiefe, mittig der 85er mit über drei Metern Lauftiefe und unten das Original in 70 Millimeter Länge zum Barschangeln mit etwa 2,5 Metern Lauftiefe. (Bild: Birger Domeyer)


Das Interessante an der Methode ist, dass tatsächlich viele Fische direkt auf den Steinen stehen. Das ist ja ein Bereich, den man mit dem Gummifisch besser schnell umgeht, weil man dort besonders häufig hängen bleibt. Das Jiggen beschränkt sich also auf das Flussbett und den Kantenfuß, der Twitchwobbler grast auch die Steine selbst mit ab und hat mir dort einige schöne Zander auch vom Ufer aus beschert. Diese Methode habe ich später auch an steinigen Buhnenköpfen probiert, auch dort funktioniert sie gut, und man kann tagsüber ein paar Würfe dort riskieren, wo man mit dem Gummifisch besser nicht so dicht an den Steinen fischt.

Warum Wobbler?

Jetzt könnte man sich natürlich insgesamt fragen, warum man überhaupt mit dem Wobbler tief fischen möchte, wenn es doch Gummifische und Bleiköpfe gibt? Die Antwort ist ganz einfach: Weil die Räuber auf diese Ködertypen grundsätzlich unterschiedlich reagieren. An manchen Tagen geht das eine, manchmal das andere besser. Die hohe Lauffrequenz des Wobblers, das starke Flanken und Schweben lassen kann man mit Gummi nicht imitieren. Habe ich mit der Tauchschaufel einen Stein- haufen am Boden berührt, lasse ich den Twitchwobbler noch etwas hängen, zupfe vorsichtig, bewege ihn nur wenig weiter. Dieser Köder bleibt also lange im Sichtfeld des Räubers, was an manchen Tagen ein absoluter Pluspunkt ist.

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Dieser Zander hat den 95er Twitchmaster am Kantenfuß in etwa vier Metern Tiefe genommen. (Bild: Sebastian Endres)


Bei der letzten World Predator Classic, einem großen Turnier in den Niederlanden, hat Gregor mit Teampartner Daniel von 85 Teams den achten Platz erreicht - ein starkes Ergebnis. Erstaunlich war, dass fast alle Wertungsfische auf das Konto der neuen, tief laufenden Twitchmaster gingen. Das Jiggen am Bleikopf war in diesen Tagen weit weniger effektiv. Es kann sich also absolut auszahlen, diesen Ködertyp im Portfolio zu haben und entsprechend der Vorlieben der Räuber einzusetzen - ob auf Zander, Hecht oder Barsch.

Köder-Info

Die zwei neuen Größen (85 und 95 Millimeter) vom Twitchmaster sind ab sofort in fünf Dekors exklusiv im Pareyshop erhältlich: www.pareyshop.de

Welche Rute?

Sowohl die 85 als auch die 95 Millimeter lange Version des Twitchmasters hat eine größere Tauchschaufel als das Original und damit auch eine deutlich höhere Wasserverdrängung. Entsprechend ist der Druck auf der Rutenspitze größer. Tests haben gezeigt, dass eine ganz normale Spinnrute mit etwa 40 oder 50 Gramm Wurfgewicht gut zu diesem Ködermodell passt. Gerade für das Befischen von Steinpackungen vom Ufer aus sind 2,50 bis 2,70 Meter lange Modelle gut geeignet, unsere Fisch & Fang-Zanderkönig-Wobblerrute passt zum Beispiel sehr gut dazu. Vom Boot haben sich auch mittelschwere Baitcast-Ruten mit etwa 30 oder 40 Gramm Wurfgewicht bewährt, mit denen die Köderführung grundsätzlich etwas besser gelingt. Dann dürfen es auch kürzere Modelle um die 2,20 Meter sein.

Kamera läuft

Sehen Sie jetzt auf PareyGo Birger und Gregor bei den ersten Tests der neuen Twitchmaster-Größen auf Zander und Hecht.

www.pareygo.de

Autor: Birger Domeyer