RF Praxis
Twitchmaster 2.0
Mit den neuen Größen unseres bewährten Twitchmasters kann man deutlich tiefer fischen - und erweitert so seine Chancen auf Zander! Text & Fotos: Birger Domeyer
Bild: Birger Domeyer
Als Gummifischangler weiß ich, dass Zander sehr gerne am Übergang zum Flussbett stehen, vor allem tagsüber. In den meisten Flüssen reden wir da von etwa drei bis sechs Metern Tiefe. Aber auch in Stillgewässern ist die Abbruchkante, die von einem auf sechs Meter abfällt, interessant für Zander, das ist ja meistens die erste Uferkante. Es liegt also nahe, dass zwar schon einige Zander den Weg zum 2,5 Meter tief laufenden Twitchmaster nach oben überwunden haben, aber mit einem tiefer laufenden Modell könnte man noch mehr Räuber erreichen.
Also nichts wie ran an die Schnitzarbeiten. Unser Vorteil: Wir haben ja schon ein sehr gut funktionierendes Modell und müssen es theoretisch nur skalieren, also größer machen.
Ganz so einfach funktioniert Physik unter Wasser leider dann doch nicht: Die ersten Modelle von der 85 und 95 Millimeter langen Version wirkten recht klobig und hatten etwas zu viel Volumen. Dadurch stimmte die Lauffrequenz nicht ganz und unterschied sich klar vom Original-Modell in klein. Bei einem guten Twitchwobbler muss die Lauffrequenz aber passen und sollte eher hoch ausfallen. Nur dann bekommt man die unregelmäßig ausbrechende Aktion hin, die entsteht, wenn man den Wobbler zupft. Nach zwei An- passungen ist der erste fischbare Proto- typ in 85 und 95 Millimetern aber dann fertig und bereit für einen Ausflug ans Wasser.
Man muss dazu sagen, dass wir eigentlich nur eine größere Variante vom Twitchmas-ter bauen wollten und vorsichtshalber zwei Längen angelegt haben. Was soll ich sagen: Jetzt kann man sich natürlich von keiner wieder trennen. Typisch Angler ...
Am meisten interessierte uns zunächst, wie tief die neuen Twitchmaster tauchen. Das haben wir zunächst vom Boot aus getestet, denn dafür kann man die neuen Live-Echolote recht gut verwenden. Mit entsprechenden Einstellungen kann man den kompletten Lauf eines etwa 40 Meter weit ausgeworfenen Wobblers auf dem Monitor verfolgen. Die 85-Millimeter-Variante schafft es auf etwa 3,20, die 95 Millimeter-Variante auf etwa 4,30 Meter Tiefe. Das ist schon super. Erstaunlich ist, dass sich beide Modelle sehr schnell nach unten schrauben und auch kurz vor dem Boot noch in ihrer maximalen Lauftiefe arbeiten. Man verliert also nur sehr wenig Strecke vom ganzen Wurf, um den Köder auf die entsprechende Tiefe zu kurbeln.
Wenn ich mir diese Ergebnisse jetzt noch mit sehr weiten Würfen oder etwas Strömung vorstelle, werden die Wobbler auch noch etwa einen halben Meter tiefer tauchen. Beim Schleppen mit langer Schnur kann man glatt noch einen Meter draufrechnen. Das sollte reichen, um die Strukturen zu erreichen, die wir uns vorab vorgestellt haben - und bisher nur mit dem Gummifisch oder etwa Jigspinner befischen konnten.
Erster Test im Winter
Trotz des kaltes Wassers - unsere ersten Testtage lagen zufällig im Winter - biss es direkt gut auf die größeren Twitchmaster. An einem sehr steinigen Platz habe ich parallel auch einige Würfe mit dem Gummifisch gemacht, weil ich einfach sehen wollte, ob man noch viele Zander sozusagen „liegen lässt“. Das war aber nicht der Fall: Wenn man bereits vier oder fünf Zander an einem Platz mit dem tief tauchenden Wobbler gefangen hat, bekommt man anschließend mit dem Gummifisch keine Bisse mehr.
Wir hatten außerdem damit gerechnet, dass die tief tauchenden Wobbler regelmäßig in den Steinen hängen bleiben, das passierte aber zum Glück gar nicht. Die lange Tauchschaufel stolpert viel besser über die Steine als gedacht. Auf diesen Effekt habe ich übrigens gehofft, denn das Bootsangeln ist nicht unbedingt meine favorisierte Disziplin. Die meiste Angelzeit verbringe ich am Ufer. Und es wäre jetzt total gemein, wenn man zwar einen Wobler hat, der die Zander erreicht, aber auch bei fast jedem Wurf in der Steinpackung hängen bleibt und dann abreißt. Der erste Test vom Boot macht jedoch Hoffnung, dass das nicht passiert.
Steinpackung vom Ufer
Das Interessante an der Methode ist, dass tatsächlich viele Fische direkt auf den Steinen stehen. Das ist ja ein Bereich, den man mit dem Gummifisch besser schnell umgeht, weil man dort besonders häufig hängen bleibt. Das Jiggen beschränkt sich also auf das Flussbett und den Kantenfuß, der Twitchwobbler grast auch die Steine selbst mit ab und hat mir dort einige schöne Zander auch vom Ufer aus beschert. Diese Methode habe ich später auch an steinigen Buhnenköpfen probiert, auch dort funktioniert sie gut, und man kann tagsüber ein paar Würfe dort riskieren, wo man mit dem Gummifisch besser nicht so dicht an den Steinen fischt.
Warum Wobbler?
Bei der letzten World Predator Classic, einem großen Turnier in den Niederlanden, hat Gregor mit Teampartner Daniel von 85 Teams den achten Platz erreicht - ein starkes Ergebnis. Erstaunlich war, dass fast alle Wertungsfische auf das Konto der neuen, tief laufenden Twitchmaster gingen. Das Jiggen am Bleikopf war in diesen Tagen weit weniger effektiv. Es kann sich also absolut auszahlen, diesen Ködertyp im Portfolio zu haben und entsprechend der Vorlieben der Räuber einzusetzen - ob auf Zander, Hecht oder Barsch.
Köder-Info
Welche Rute?
Kamera läuft
www.pareygo.de
Autor: Birger Domeyer