Martijn Dekkers stellt Ihnen seine fängigsten Brandungsvorfächer vor. Zudem sagt er Ihnen, was es bei den Gewichten und Haken zu beachten gibt.
Ich bin kein großer Freund von Firlefanz an meinen Vorfächern. Klar bringt es bei Vergleichsangeln den einen oder anderen Fisch mehr, wenn die Spezis bunte, glitzernde Perlen benutzen. Aber das macht es für den angehenden Brandungsangler meiner Meinung nach nur komplizierter. Mit ein paar wenigen, einfachen Montage komme ich das ganze Jahr über an der Küste prima klar: ein Vorfach mit „Flatterschnüren“, eines mit Abstandshaltern und ein paar Ein-Haken-Varianten sind alles, was ich brauche. Wohl jeder Brandungsangler hat in meiner niederländischen Heimat einmal mit den roten „Besenborsten“-Abstandshaltern und drei Haken begonnen. Diese Systeme fangen nach wie vor teilweise sehr effektiv, sind super vielseitig einsetzbar und hier überall zu bekommen. Es gibt sie mit Abstandshaltern aus Metall oder Kunststoff. Sie unterscheiden sich zudem in der Länge der Abstandshalter und der dazu passenden Mundschnüre. Bei geringer Strömung beziehungsweise ruhiger See sind die Fische weniger aktiv, verhalten sich beim Fressen vorsichtiger. In diesem Fall benutzt man am besten lange Abstandshalter mit ebenfalls langen Mundschnüren. So gibt man dem Fisch etwas mehr Freiraum, um den Köder samt Haken aufzunehmen.
Ein Frachter passiert die Angelstelle. Durch das aufgewirbelte Wasser ist jetzt verstärkt mit Bissen zu rechnen. (Bild: Bram Bokkers)
Die Strömung entscheidet
Würde man solche Montagen bei starker Strömung benutzen, wäre genau das Gegenteil der Fall: Die Abstandshalter und Mundschnüre würden ordentlich Druck bekommen, sodass die Köder nicht liegen bleiben und sich in der Strömung bewegen. Daher sollte man sich in diesem Fall für kürzere Abstandshalter aus Metall sowie für kurze, dickere Mundschnüre entscheiden. Dadurch liegt der Köder viel stabiler am Grund, und die Fische haben bei starker Strömung kein Problem damit, den Haken zu bewältigen. Je dicker der Stahl, desto besser bleibt der Abstandshalter auf dem Grund liegen. Beschwerte Abstandshalter kann ich fürs Uferangeln nicht empfehlen, da sie schneller verheddern und sich nicht so weit werfen lassen. Für Vorfächer ohne Abstandshalter gilt das gleiche Prinzip: Je dicker und kürzer die Mundschnüre, desto stabiler bleibt der Köder am Grund liegen. Je länger und dünner, desto beweglicher wird das Ganze. Entsprechend verhält es sich mit den Mundschnüren: lang und dünn bei schwacher Strömung, kurz und dick bei starker. Wer seine eigenen Vorfächer bindet, kann mehr experimentieren und der Sache seine persönliche Note geben. Es kann nie schaden, die Entfernung zwischen den Abstandshaltern beziehungsweise Mundschnüren zu variieren. Dabei gilt es, folgende Grundregel zu beachten: Der Abstand zwischen den Abstandshaltern darf nicht kürzer sein als die Mundschnur, ansonsten kann sich die Montage verheddern. Beispiel: Für eine 50 Zentimeter lange Mundschnur sollte der Abstand mindestens 60 Zentimeter betragen. Wichtig ist auch zu wissen: Klieschen oder Wittlinge stehen oft dicht beieinander, da reichen vergleichsweise kurze Mundschnüre aus, die im Abstand von 20 bis 30 Zentimetern montiert werden. Man kommt auf diese Weise mit einer Gesamt-Vorfachlänge von rund 1,10 Metern prima hin. Wolfsbarsche beispielsweise mögen bewegte Köder. Man verwendet deshalb in der Regel lange Vorfächer von etwa zwei Metern und entsprechend längere Mundschnüre, die weiter entfernt voneinander sitzen.
Das Jojo-Rig empfiehlt sich für größere Fische wie Dorsch oder Rochen. Es ist schnell und einfach zu binden. (Bild: Ulf Koch)
Echter Allrounder: Diese Montage lässt sich für verschiedenste Fischarten erfolgreich einsetzen. Der Autor benutzt sie immer zu Beginn eines Angeltages. (Bild: Ulf Koch)
Lauf- oder Festblei?
Montagen mit nur einem Haken setze ich immer dann ein, wenn ich auf größere Fische wie Dorsche, Wolfsbarsche oder Rochen angle. Denn zwei große Kaliber auf einen Streich könnten zu Problemen führen. Man kann das Ganze als Laufmontage oder mit Festblei anbieten. Letztere Montage empfiehlt sich bei schwacher bis mittlerer Strömung. Ich bevorzuge in diesem Fall eine sogenannte Urfe, eine kleine Metallstange, auf der ein Wirbel für die Mundschnur sitzt. An einem Ende der Stange befindet sich ein Clip fürs Blei, am anderen ein Wirbel für die Hauptschnur. Verschiedene Hersteller haben solche Urfen im Programm, man kann sie aber auch selber basteln. Die Mundschnur sollte 1,20 bis 1,50 Meter lang sein. Wird mit der Urfe gefischt, kann der Hakenköder vom Fisch ungehindert geschluckt werden. Erst wenn sich die Mundschnur streckt, hakt der Fisch sich selbst und flüchtet. Dabei zieht er das Blei hinter sich her, ein Anhieb ist nicht mehr nötig. Nachteil dieser Montage: Reißt im Drill die Hauptschnur, kann sich das Blei nicht lösen. Mit einem Laufblei kann man feiner und sehr flexibel fischen. Der Fisch kann bei dem langen Vorfach den Köder ungehindert packen und hat genug Bewegungsfreiheit. Man kann das an der Rutenspitze gut beobachten, sollte aber nicht gleich beim ersten Zupfer anschlagen. Am besten warten Sie, bis sich die Spitze richtig krümmt. Bei mäßiger bis starker Strömung setze ich gerne auf ein semi-gleitendes Jojo-Vorfach. Haken und Blei befinden sich an den Enden eines längeren Schnurstücks, das durch einen Wirbel am Ende der Hauptschnur gleitet. Diese Montage soll vor allem das Vorfach verlängern, wenn ein großer Fisch gebissen hat. Beim Aufnehmen des Köders erkennt man das direkt an der Spitze. Oft sind die Bisse sehr aggressiv. Wenn die Schnur im Drill stramm gezogen wird, gleitet das Blei oberhalb des Fisches Richtung Hauptschnur – ideal bei hindernisreichem Grund.
Ein schöner Dorsch ist überlistet. Gut zu erkennen: das spezielle Ankerblei. Dieses sollte man immer an einer dünneren Sollbruchschnur montieren, falls sich die Drahtarme an einem Hindernis verkeilen. (Bild: Bram Bokkers)
Schnüre und Haken
Die Mundschnur, an die der Haken gebunden wird, kann aus verschiedensten Materialien bestehen, meistens handelt es sich jedoch um Monofil. Ich bevorzuge Fluorocarbon, allerdings nicht, weil es im Wasser weniger sichtbar ist, sondern wegen der höheren Abriebfestigkeit. Noch robuster und steifer ist sogenanntes Amnesia. Der Durchmesser der Mundschnur ist abhängig vom Zielfisch. Vorfächer mit mehreren Haken sind vor allem fürs Angeln auf Wittling, Kliesche oder Flunder geeignet. In diesem Fall reicht ein Durchmesser von 0,30 Millimetern völlig aus. Bei Montagen mit nur einem Haken greife ich zu 0,40 bis 0,60 Millimeter starken Schnüren, im Falle von Amnesia wären es 5,6 Kilo Tragkraft für dünnere und 9,1 Kilo Tragkraft für die dicksten Vorfächer. Kommen wir zu den Haken. Hier gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Modellen.
Drei Haken des selben Typs in unterschiedlicher Größe. Letztere entscheidet oft darüber, ob man Bisse bekommt oder nicht. (Bild: Bram Bokkers)
Der F314 von Gamakatsu ist für den Autor beim Brandungsfischen einer der vielseitigsten und zuverlässigsten Haken. Die Vorfachschnur sollte 0,60 Millimeter stark sein. (Bild: Bram Bokkers)
Praktisch und schnell griffbereit: Martijn verstaut seine Montagen übersichtlich in solchen Vorfach-Taschen. (Bild: Bram Bokkers)
Der größte und wichtigste Unterschied besteht zwischen einem bauchigen und dem normalen (Butt)-Haken. Letzterer hat einen geraden Schenkel, einen Bogen und eine gerade Spitze. In den meisten Fällen ist dieser Hakentyp die beste Wahl. Er kann leicht vom Fisch geschluckt werden, packt genug Fleisch und lässt sich leicht lösen. Beim bauchigen Haken ist die Hakenspitze etwas nach außen gebogen und der Abstand (englisch: Gape) zwischen Hakenspitze und Schenkel etwas größer. Dieser Typ greift besser und dringt tiefer ins Maul ein, sodass der Fisch weniger Chancen hat, sich loszuschütteln. Nachteil eines solch breiteren Hakens: Er kann weniger gut geschluckt werden, weil er schlechter in kleine Fischmäuler passt. Bekommt man Bisse, aber die Fische haken sich nicht, dann wird es Zeit, den Haken zu wechseln: ein anderes Modell, größer oder kleiner – all das kann einen enormen Unterschied ausmachen. Auch eine längere oder auch kürzere Mundschnur kann nun helfen. Am einfachsten lässt sich das austesten, indem man ein Vorfach mit drei verschiedenen Haken und drei unterschiedlichen Mundschnurlängen benutzt. So wird schnell klar, was am besten fängt. Sollte ein Fisch mal sehr tief geschluckt haben, empfehle ich zum Lösen eine kleine Arterienklemme oder einen Hakenlöser, wie man ihn vom Angeln am Forellensee kennt. Auch ein Stäbchen vom Chinesen funktioniert prima, doch das ist etwas Übungssache.
Angelkollege Rob konnte diesen Wolfsbarsch mit einem klassischen Fertig-System an den Haken locken. (Bild: Bram Bokkers)
Gewichte für die Brandung
Bleifreie Wurfgewichte sind zwar stark im Kommen, haben sich allerdings beim Brandungsangeln noch nicht durchgesetzt. Dennoch sollte man sich auch als Küstenfan mit Alternativen zu klassischen Bleien beschäftigen. Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Arten von Wurfgewichten: Modelle mit und ohne Krallen. Krallenbleie sind vermutlich die beste Wahl für Einsteiger ins Brandungsfischen. Sie bleiben nach dem Auswerfen fest am Grund liegen, da sich die Drahtkrallen in den Sandboden eingraben. Deshalb sind sie vor allem für stärkere Strömung geeignet. Bleie mit festen Krallen sind eher was fürs Bootsangeln. Am Strand empfehlen sich Modelle mit klappbaren Krallen. Solange das Blei am Grund liegt, halten die Krallen es stabil auf der Stelle. Beim Einkurbeln klappen die Krallen um, und die Montage kann problemlos eingeholt werden. Vor dem nächsten Wurf muss man sie dann wieder in die richtige Position bringen.
Verschiedene Gewichte: Flache Bleie mit Noppen, in Olivenform sowie ein Krallenblei, das den Köder zuverlässig am gewünschten Platz hält. (Bild: Bram Bokkers)
Tipp: Wer etwas Gummiband um die Krallen wickelt, kann viel leichter fischen. Denn man kann das Gummiband ziemlich einfach dehnen. Wenn die Krallen festsitzen, klappen sie immer noch zurück. Mit verschiedenen Krallenbleien zwischen 150 und 200 Gramm kommt man meistens vollkommen aus. Wollen Sie schwerer fischen, sollten Sie prüfen, ob das Wurfgewicht der Rute dafür ausreicht. Wird ufernah oder bei wenig Strömung gefischt, sollte man auch immer Bleie ohne Krallen dabei haben. Ich empfehle für diesen Fall Modelle in Pyramidenform. Sie lassen sich gut werfen und bleiben super am Grund liegen. Selbst wenn das Blei etwas über den Grund holpert, ist das gar kein Problem, im Gegenteil: Das kann sich sogar positiv auf den Fangerfolg auswirken, weil ein größerer Bereich abgefischt wird. Aber nur, solange Blei samt Montage nicht zu schnell verdriftet werden.
Feister Räuber: Wer es auf solche Dorsche abgesehen hat, sollte nur mit einem Haken fischen. (Bild: BRam Bokkers)
Autor: Martijn Dekkers, Fotos: Bram Bokkers