RF Praxis
Hänels Top 10 für Zander vom Ufer
Bootsangeln ist effektiv und bequem. Die meisten deutschen Angler sind allerdings zu Fuß unterwegs. Das heißt nicht zwangsläufig, dass sie von Land aus schlechter fangen müssen. Zumindest dann nicht, wenn sie die wichtigsten Punkte beherzigen. Text und Fotos: Sebastian Hänel
Bild: Sebastian Hänel
1. Den Fluss richtig lesen
Und so sieht das Buhnenangeln in der Realität aus. Hier wird derGummifisch vom Kopf der Landzunge an der Strömungskante serviert. (Bild: Sebastian Hänel)
Flüsse sind lang, aber fast jeder Stromkilometer wartet mit exponierten Plätzen auf. Daher sollten Sie sich vor dem Angeln gute Strukturen im Verlauf auf der Karte heraussuchen und diese gezielt ansteuern.
Ein scharfes Kehrwasser einer Einmündung, ein Fahrrinnenwechsel, der Ein- oder Ausgang einer Außenkurve mit dazugehöriger Leitbuhne oder eine scharfe Steinschüttung verheißen gute Fänge. Wer den Fluss richtig lesen kann, findet schnell zum Zielfisch.
2. Nachtschicht einlegen
Nachts rauben die Zander oft ganz dicht unter Land. Im Dunkeln sollten Uferangler dann unbedingt auch mal zu einem schlanken, sehr langsam eingekurbelten Schwimmwobbler greifen. (Bild: Sebastian Hänel)
3. Den Juni nutzen
Bilderbuchzander, gelandet am Fluss im Juni. Dieser Monat bietet nach Sebastians Erfahrungen die allerbesten Aussichten für Uferangler, weil die Zander flach stehen und dann oft auf sehr kurze Wurfdistanz beißen. (Bild: Sebastian Hänel)
4. Ausdauer zeigen
Zanderangeln ohne Boot im großen Stillwasser stellt eine besondere Herausforderung dar. Ein gut gewähler Platz und eine gehörige Portion Ausdauer sind hier Pflicht. (Bild: Sebastian Hänel)
Eine meiner Grundregeln lautet: Besonders im Fluss ist ein heißer Spot nie abgefischt. Oft ist man nur zur falschen Zeit am richtigen Ort. Wer da zu früh einpackt, verpasst die später einsetzende Beißzeit.
5. Platzkenntnis zählt
Aufgepasst, die Standplätze der Zander können sich laufend ändern, nicht nur von der Tageszeit her und dem damit verbundenen Lichteinfall. Die Skizze zeigt, wie sich sich die Räuber bei Hochwasser an den strömungsberuhigten Stellen im Fluss sammeln. (Bild: F&F)
Wer ausdauernd von Land aus seine Plätze befischt, kennt diese irgendwann in- und auswendig. Man wird sich bald den Kantenverlauf und jedes Hindernis einprägen - besonders, wenn Sie mit dem Gummifisch den Boden akribisch nach Zandern abklopfen. Wenn Sie es geschafft haben, Ihre Spots regelrecht zu fühlen, werden Sie diese auch hoch effektiv beangeln. Nämlich mit dem passenden Gewicht und dem richtigen Händchen für die richtigen Winkel und Wurfbahnen. Sie werden zudem lernen, Hänger zu vermeiden, zumindest jedoch auf ein erträgliches Minimum zu reduzieren. Besonderes Augenmerk sollte man dabei als Flussangler auf den Strömungsverlauf richten. Gerade dort, wo sich Kehrwasser bilden, zum Beispiel an Buhnen, lohnt oft ein Versuch. Wobei nicht immer nur der Buhnenkopf die Bisse bringt. Je nach Tageszeit und vor allem Wasserstand kann auch der Kessel selbst Zanderkontakte liefern.
6. Mobil bleiben
Weniger ist mehr! Eine kleine Köderbox, gefüllt mit einigen Gummiködern des Vertrauens in verschiedenen Erfolgsfarben und dazu passenden Jighaken. Das genügt Sebastian, wenn er zu Fuß unterwegs ist. (Bild: Sebastian Hänel)
7. Bewegung erdet
Musterskizze einer Hafeneinfahrt. Flusszander lieben Strömungskanten und Kehr- beziehunsgweise Drehströmungen. Wo genau es nun tagsüber oder nachts beißt, muss der Angler - je nach Jahreszeit, Wasserstand und Futterfischaufkommen - allerdings durch permanente Neubewertung herausfinden. (Bild: Sebastian Hänel)
8. Clever verpflegen
9. Digitale karten nutzen
Digitale Gewässerkarten leisten auch dem Uferangler äußerst wertvolle Dienste bei der Platzwahl. Diese Apps zeigen interessante Strukturen und Tiefen sehr genau an. (Bild: Sebastian Hänel)
10. Abseits der Bootsroute
Großzander am See. Um solche Exemplare ohne Boot im Stillwasser zu fangen, muss man die Hotspots kennen. Dazu zählen Buchten mit Einläufen und in den See ragende Landzungen. (Bild: Sebastian Hänel)
In Deutschland sind leider nur vergleichsweise wenige Gewässer für das Bootsangeln freigegeben. Man denke nur an die vielen Ströme. Oder sie sind nicht ganz-jährig befahrbar. Hier sollten Sie sich die Gewässer und Jahreszeiten heraussuchen, die dann eben nur vom Ufer erreichbar sind. Das kann zum Beispiel ein für Bootsangler gesperrter Altarm sein, der in Winternächten zur wahren Zanderperle wird. Oder ein Seeabschnitt, den keiner auf dem Schirm hat. Leisten Sie Pionierarbeit. Fischen Sie sich durch. Entdecken Sie Plätze. Denn Uferangeln bedeutet für mich ein Abenteuer mit hohem Überraschungsfaktor. Und denken Sie unbedingt auch darüber nach, je nach Platzwahl, Ihren Einsatzradius durch das Tragen einer Wathose zu erhöhen. Das bringt oft die entscheidenden Meter Wurfweite an bestimmten Stellen, vor allem im Stillwasser.Als Uferangler sollte man sich auch stets dessen bewusst sein, dass man sogar einige Vorteile gegenüber den Kollegen im Boot genießt. Oft benötigt man für Zanderfänge ja eine gute Portion Ausdauer, um die heiße Phase am jeweiligen Spot zu treffen. Bootsangler neigen naturgemäß zu häufigen und voreiligen Platzwechseln. Man wird schnell dazu verleitet, einfach woanders hinzufahren, wenn nicht gleich etwas beißt. Wer dagegen den weiten Weg vom Ufer aus zu einem guten Platz gemacht hat, angelt ihn erfahrungsgemäß länger aus und ist dann auch noch zur richtigen Zeit am passenden Ort. Man bedenke auch die größere Scheuchwirkung, die von einem Boot durch Motorengeräusche und Schattenwurf ausgeht. Gerade wenn die Zander flach lauern, sind Leisetreter, die zu Fuß unterwegs sind, durchaus im Vorteil.
Besonders aufgefallen ist mir beim Flussangeln vom Ufer aus auch, dass ich schar-fe Böschungen tatsächlich viel präziser und sauberer befische als vom Boot. Der Winkel, mit dem ich den Köder zum Beispiel an den Schüttungsfuß einer Buhne oder Steinpackung zu einer Hafeneinfahrt (siehe Skizze links) heranführe, ist güns- tiger. Durch die steil verlaufende Schnur läuft mein Zandergummi langsamer auf diese spannende Struktur zu und lässt sich auch deutlich näher heranführen. Vom Boot aus angeworfen, lasse ich viele Zander buchstäblich liegen. Eben weil der Köder durch den flachen Schnurwinkel zu flott den Kantenfuß überspringt. Daher nutze ich am Fluss, sofern erlaubt, zwar mein Boot gern als Wassertaxi, fische aber exponierte Plätze lieber vom Ufer her umso sauberer aus.
Autor: Sebastian Hänel