02.09.2023
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13 Min

RF Praxis

Entschneidert wegen guter Führung

Mit der passenden Führung hauchen Sie Ihrem Kunstköder nicht nur Leben ein, sondern können auch Ihre Fänge steigern. Veit Wilde verrät, wie das ganz konkret gelingt.

Entschneidert wegen guter Führung

Bild: Sebastian Endres

Es könnte so einfach sein! Wenn ich an meine ersten Versuche im Spinnfischen denke, die inzwischen weit über 20 Jahre zurückliegen, weiß ich noch gut, wie ich seinerzeit mit stupide eingekurbelten Spinnern die ers- ten Hechte, Barsche und Döbel fing. Noch heute benutze ich Spinner gerade beim Bachforellenangeln sehr gerne. Auswerfen, einleiern und fangen. Dieses simple Rezept funktioniert mit dem klassischen Spinner selbstverständlich auch heute noch. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass es zu dieser eintönigen Köderführung auch keine echte Alternative gibt, denn sobald man beim Spinner aufhört zu kurbeln, rotiert sein Blatt nicht mehr und folglich interessiert sich dann auch kein Fisch mehr dafür.

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Mehr als gleichmäßiges Einkurbeln ist mit einem klassischen Spinner nicht drin. Bachforellen mögen es. (Bild: Veit Wilde)

Natürlich ist die Auswahl an Kunstködern heute um ein vielfaches größer und unter dieser enormen Auswahl befinden sich zahlreiche Ködertypen, die erst bei einer dazu passenden Führung auch regelmäßig Bisse bringen. Manchmal verrät der Namen schon etwas darüber, wie Sie einen bestimmten Köder führen müssen, beispielsweise bei Jerkbaits oder Twitchwobblern. Grundsätzlich gilt: Nur wer weiß, wie man einen bestimmten Köder optimal führt, kann dessen Poten- zial hinsichtlich Laufeigenschaften und Fängigkeit voll ausschöpfen. Gleichzeitig funktioniert aber auch das monotone Einkurbeln bei bestimmten Kunstködern, und damit meine ich nicht nur die bereits besagten Spinner, sehr gut.

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Mit Twitchbaits ist eine sehr abwechslungsreiche Köderführung möglich, was vor allem Hechte und Barsche anspricht. (Bild: Veit Wilde)

Kleine Unterschiede mit großer Wirkung

Das Fischen mit Hardbaits hat in den letzten Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen. Das drückt sich auch an der enormen Bandbreite an Kunstködern dieser Kategorie aus. Grundsätzlich gilt: Wenn ein Hardbait eine Tauchschaufel hat, läuft und fängt er prinzipiell auch beim stupiden Einkurbeln. Sogenannte Twitchbaits, die gerade voll im Trend liegen, sind jedoch meistens viel erfolgreicher, wenn man sie tatsächlich auch twitcht. Twitchen heißt, den Köder mit einer Kombination aus kurzen Schlägen der Rute und darauf folgenden Stopps zu führen. Bei dieser Führung bricht der Twitchbait durch die Schläge zur Seite aus und bleibt während der Pausen in seiner Position stehen. Zumindest gilt das, wenn der Wobbler ein Suspender, also schwebender Wobbler ist, oder nur sehr langsam sinkt beziehungsweise auftreibt. Eine Eigenschaft, die ich übrigens für essentiell bei einen Twitchwobbler halte. Mit dieser abwechslungsreichen Köderführung werden vor allem typische Augenräuber wie Hechte und Barsche in klaren Gewässern angesprochen. In der Regel handelt es sich bei Twitchbaits um relativ schlanke Wobbler. Das Gleiche trifft auch auf die meisten Modelle zu, die beim Nachtspinnfischen auf Zander funktionieren. Allerdings führe ich so einen Zanderwobbler trotzdem anders als Twitchbaits. Gerade das langsame, monotone Einkurbeln, welches ich bei Twitchbaits nicht empfehle, funktioniert beim nächtlichen Zanderangeln mit schlanken Wobblern am besten. Der Grund: In der Dunkelheit kommt es vor allem darauf an, dass der Hardbait kontinuierliche Druckwellen abgibt. Dies erreicht man, indem der Köder permanent in Bewegung ist und eben keine Stopps in die Führung eingebaut werden. Da ich beim Zanderwobbeln meist in sehr flachen Bereichen fische, rate ich hier auch ganz klar zu schwimmenden Hardbaits, was einen weiteren Unterschied zu Twitch-Wobblern darstellt.

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Twitchbaits überzeugen Räuber eher durch ihr aufreizendes Köderspiel, Crankbaits durch ihren aggressiven Lauf. (Bild: Veit Wilde)

Der Angler ist am Zug

Manche Hardbaits, wie beispielsweise Stickbaits, Jerkbaits und Popper haben überhaupt keine Tauchschaufel. Während ein Twitchbait prinzipiell auch beim stupiden Kurbeln Fische fangen kann, muss der Angler die zuvor genannten Ködertypen zwangsläufig aktiv über die Rute führen. Ein Stickbait, der nicht durch permanente kurze Schläge der Angelrute geführt wird, bewegt sich im Wasser kaum und ist für Raubfische damit unattraktiv. Ähnlich sieht es bei Poppern und vielen Jerkbaits aus. Oft haben Sie es also selbst in der Hand, ob Sie mit diesen Ködern Fische fangen oder nicht.

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Zander reagieren in der Dunkelheit am besten auf Wobbler, die gleichmäßige Druckwellen abgeben. Schlanke, schwimmende Hardbaits, die man sehr langsam einkurbelt, bringen die meisten Bisse. (Bild: Veit Wilde)


Glücklicherweise gibt es aber auch Köder, die allein für das einfache Kurbeln geschaffen wurden. Die Rede ist von Crankbaits. Hierbei handelt es sich um Wobbler mit eher bauchiger Form und etwas breiterer Tauchschaufel. Sie haben eine starke Wasserverdrängung und erzeugen somit intensive Druckwellen. Crankbaits setze ich vor allem im Sommer sehr gerne ein. Zum einen sind Köder, die ordentlich „Alarm“ machen, im warmen Wasser ohnehin oft eine gute Wahl, zum anderen kann man damit schnell größere Flächen nach aktiven Räubern absuchen. Die lebhafte Aktion eines Crankbaits kommt beim Einleiern am besten zur Geltung und sorgt dafür, dass selbst beißfaule Räuber manchmal aus Neugier zupacken.

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Stickbaits haben keine Tauchschaufel und verlangen deshalb eine aktive Führung über die Rute. Wer das umsetzt, kann tolle Rapfen fangen. (Bild: Veit Wilde)

Mit Gummi geht alles

Gummifische sind Köder, die sich sehr vielseitig einsetzen lassen. Sie sind mit ihrer Lauftiefe, welche man durch eine entsprechende Beschwerung mit Jigkopf oder Blei verändern kann, praktisch überall einsetzbar. Sofern der Gummiköder über einen Schaufel- oder Twisterschwanz verfügt, zeigt er bereits eine attraktive Bewegung, sobald er langsam durchs Wasser gezogen wird. Das bedeutet aber nicht, dass ein Gummifisch auch am besten fängt, wenn man ihn nur einkurbelt. Beim Hechtangeln in flachen Gewässerzonen klappt dieses Leiern zwar manchmal extrem gut, doch spätestens beim Zanderangeln ist diese Führung nicht mehr effektiv. Gerade bei Tageslicht halten sich Zander nämlich oft am Gewässergrund auf und darum muss auch ein Gummifisch, der diese Fischart fangen soll, in Bodennähe geführt werden. Die dafür bekanntesten Techniken sind das Jiggen und die Faulenzermethode. Während der Shad beim Jiggen per Rute vom Grund gestartet wird, geschieht dies beim Faulenzen durch ein bis drei Umdrehungen der Rollenkurbel. Danach folgt die sogenannte Absinkphase zurück zum Boden. Diese sollte ein bis zwei Sekunden dauern und meist erfolgen in diesem Augenblick auch die Bisse der Zander.

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Diesen großen Zander fing der Autor Anfang Februar mit der Faulenzertechnik. Im kalten Wasser ist diese Gummifischführung seine erste Wahl. (Bild: Veit Wilde)

Flexibilität statt Ideologie

Ich finde es immer wieder amüsant, dass zumindest einige Angler eine regelrechte Religion daraus machen, wenn sie entweder zur Gruppe der Jigger oder der Faulenzer gehören. Mein Motto lautet hier eher: Flexibilität statt Ideologie. Während die sehr passive Faulenzermethode, die ideale Führung für kaltes Wasser darstellt, fängt das zackigere, schnellere Jiggen im Sommer meistens besser. Manchmal hängt es aber auch einfach nur von der Tagesform der Zander ab, welche Führungs-technik mehr Bisse bringt. Wohl dem, der experimentiert, statt sich auf eine bestimmte Führung festzulegen.

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Beim Angeln mit Soft- und Hardbaits ist es gleichermaßen so, dass manche Führungsstile nur per Rolle realisiert werden können, bei anderen muss hingegen auch die Rute bewegt werden. (Bild: Veit Wilde)


Neben klassischen Gummifischen mit Schaufel- oder Twisterschwanz gibt es auch noch sogenannte V-Tails, die fälsch- licherweise oft als No Action Shads bezeichnet werden. Dass diese Köder keine Aktion haben, stimmt aber nicht. Werden sie gejiggt oder gefaulenzt, pendelt das V-förmige Schwanzteil dieser Köder nach, wenn der Jigkopf auf den Grund auftrifft. Gerade Zander lieben diese dezente Aktion. Shads mit V-Tail werden deshalb genauso geführt wie andere Zandergummis auch. Für mich sind diese Köder ein echter Geheimtipp, da sie speziell von Uferanglern nur selten eingesetzt werden. In der FISCH & FANG- Profiliga habe ich jedoch selbst schon gezeigt, wie erfolgreich so ein vermeintlicher No Action Shad sein kann. So fing ich mit einem solchen Köder im Turnier binnen eines Tages einen 80er Zander und zwei große Hechte.

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Unterschiedliche Köder und Techniken erfordern nicht nur unterschiedliches Tackle, sondern auch unterschiedliche Führungsmethoden. (Bild: Veit Wilde)

Die Natur imitieren

Gerade unter Barschanglern steht ein anderer Gummiködertyp hoch im Kurs, nämlich der Creaturebait. Es handelt sich dabei um sehr naturnahe Imitationen von Krebsen oder Larven. Diese Tierchen stehen oft ganz oben auf dem Speiseplan der gestreiften Räuber. Und jetzt überlegen Sie mal, wie sich diese kleinen Krabbler im Wasser verhalten. Relativ langsam und meistens bodennah. Genau das müssen Sie auch bei der Führung eines Creaturebaits beachten. Es gilt nämlich, diese natürliche Beute der Barsche nicht nur optisch, sondern auch in ihrem natürlichen Verhalten zu imitieren. Deshalb werden diese Köder häufig an Finessemontagen wie dem Carolina-Rig, Free-Rig oder Cheburashka-Rig gefischt, die sich für eine sehr langsame Führung eignen und gerne auch mal für wenige Sekunden am Grund verweilen dürfen. Ich empfehle Ihnen darauf zu achten, Creaturebaits mit schwimmender Gummimischung zu verwenden. Wird ein solcher Köder zum Beispiel am Carolina-Rig gefischt und ein kurzer Stopp eingebaut, trudelt das Krebs- oder Larvenimitat ultralangsam und verführerisch ab, weil das schwimmende Gummi ja lediglich durch den Offset-Haken beschwert ist.

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No Action Shads wie der Seika Pro Vibration-Shad (mi. und re.) werden geführt wie andere Zandergummis auch und sind dabei ein echter Geheimtipp. (Bild: Sebastian Endres)


Sie sehen: Einen Kunstköder einfach nur durchs Wasser zu kurbeln, kann zwar durchaus funktionieren, ist aber nicht immer die ideale Führung, um auch tatsächlich gut zu fangen. Wenn Sie sich mit dem verwendeten Ködertyp genauer auseinandersetzen, können Sie dessen volles Potenzial wirklich ausschöpfen. Bei einem Nachläufer kann ein zeitnah durchgeführter Köderwechsel noch den gewünschten Biss bringen.

Was tun bei Nachläufern?

Vor allem Hechte und Barsche verfolgen Kunstköder oft so nah ans Ufer, dass der Angler sie dabei erkennen kann. Doch was tun, wenn der Raubfisch eben nicht noch im letzten Moment zuschnappt sondern stehen bleibt oder abdreht? Wenn Sie rechtzeitig sehen, dass der Räuber Ihren Köder verfolgt, sollten Sie Ihre Führung eher beschleunigen als verlangsamen. Ein echter Beutefisch wird schließlich auch nicht langsamer, wenn ein Hecht ihm nach dem Leben trachtet. Bleibt der Biss dennoch aus, sollten Sie den Köder zunächst nicht wechseln, sondern den Fisch damit erneut anwerfen oder noch besser leicht überwerfen. Beißt er jedoch binnen der folgenden drei Würfe trotzdem nicht, kann ein Köderwechsel manchmal noch zum Erfolg führen.


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Bei einem Nachläufer kann ein zeitnah durchgeführter Köderwechsel noch den gewünschten Biss bringen. (Bild: Veit Wilde)

 

Autor: Veit Wilde