Beim Shallow-Angeln wird in der oberen Wasserschicht gestippt. Markus Billen zeigt, wie man damit an warmen Tagen im Vorteil ist.
In den wärmeren Monaten ist das Angeln mit der Kopfrute in den obersten Wasserschichten, auch Shallow-Angeln genannt, eine spannende Angelegenheit. Gerade die an der Oberfläche umherziehenden Karpfen lassen sich durch gezieltes Füttern oft so weit heranlocken, dass sie mit der langen Stipprute befischt werden können. Ein guter Grund, sich mit dieser speziellen Technik einmal genauer zu beschäftigen. Grundvoraussetzung für gezieltes Fischen in den obersten Wasserschichten ist die Benutzung einer Kopfrute mit Gummizug. Diese muss nicht immer eine extreme Länge aufweisen. Bei entsprechender Fischdichte und Trübung des Wassers lassen sich die Flossenträger an kleineren Gewässern in den wärmeren Monaten schon in den Bereichen ab etwa fünf Metern vom Ufer fangen.
Der Jigger läuft auf der Schnur zwischen Vorfach und Rutenspitze und ist mehr Orientierungspunkt als Bissanzeiger. (Bild: Markus Billen)
An fast allen Commercials ist dies daher eine Standardlänge, die immer einen Versuch wert ist. Da unsere modernen Kopfruten heute bei den hochwertigeren Modellen durchaus bis zu einer Länge von 16 Metern präzise zu fischen sind, kommt man so schon fast in den Bereich der mit dem Pelletwaggler beangelt wird. Natürlich immer nur mit günstigen Wetterbedingungen und genügend Platz nach hinten zum Abstecken der Rute. Diese Längen sind natürlich extrem und haben eigentlich nur einen Vorteil, wenn viele Angler am Gewässer sind und der Fisch sich weiter vom Ufer aufhält oder mit einer extrem langen Rute eine Insel oder überhängende Ufervegetation erreicht werden kann.
Beim ultraflachen Angeln, kommt der Dibber zum Einsatz, eine gedrungene Spezialpose. (Bild: Markus Billen)
Zwei Abroller
Im Normalfall reicht eine Kopfrute um die elf Meter völlig aus, um gezielt in den obersten Wasserschichten den Köder anzubieten. Ab einer Rutenlänge von etwa zehn Metern ist es ratsam, einen zweiten Abroller zu benutzen, wenn die Montage nur an einem zweiteiligen Topkit gefischt wird. Wenn die hinter einem einzelnen Abroller überhängende Rute zu lang überhängt, droht Rutenbruch. Da meist mit extrem kurzer Schnur direkt unter der Spitze gefischt wird, ist der Einsatz eines passenden Gummizugs absolut unumgänglich. Dieser sollte über das aus zwei Teilen bestehende Topkit verbaut sein und eine Pullervorrichtung haben, um im Drill die Gummilänge zu verkürzen und den Druck auf den Fisch zu erhöhen. Die Stärke des Gummizugs hängt von verschiedenen Faktoren wie den zu erwartenden Fischen, der Stärke des Topkits und der verwendeten Kopfrute sowie der Angelentfernung ab. Generell lässt sich jede Kopfrute für diese Angelmethode einsetzen, jedoch sollte man beim gezielten Angeln auf Karpfen auf ein verstärktes Karpfen-Kit zurückgreifen.
Da nur mit kurzer Schnur und kurzem Topkit gefischt wird, sind zwei Abroller zur Schonung der Rute vorteilhaft. (Bild: Markus Billen)
Wenn ich in größerer Entfernung fische, verwende ich Gummizüge mit maximalem Durchmesser von etwa 2,0 Millimetern, was den Vorteil einer extrem langen Dehnung hat. Der Fisch kann in seiner ersten großen Flucht losschwimmen, ohne zu viel Druck auf Montage und Rute aufzubauen. Mit zunehmender Ermüdung wird die Rute über die Abroller immer weiter nach hinten bewegt, bis das Topkit erreicht ist und der Fisch zum Kescher befördert werden kann. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass man mit der Rute immer einen Winkel zum Fisch beibehält, also, niemals die Rute direkt auf den Fisch richten! Ich habe nicht nur einmal Topkits mit einem Blop aus der Rute fallen sehen, um danach mit Full Speed Richtung Horizont über das Gewässer zu schießen. Karpfen von bis zu 20 Pfund können durchaus mit entsprechender Muße an feinen Gummizügen sicher gelandet werden. Grundvoraussetzung ist natürlich offenes Wasser ohne Hindernisse. Beim direkten Angeln vor solchen Risikostellen mit der Kopfrute bleibt der Fisch fast immer Sieger.
Die Stärke der Gummizüge wird der zu erwartenden Fischgröße angepasst. (Bild: Markus Billen)
Leicht fängt am besten
Da wir den Köder in den obersten Wasserschichten anbieten und dabei immer Kontrolle über die Montage behalten wollen, sollte diese sehr kurz sein. Generell gilt, je kürzer der Abstand zwischen Schwimmer und Gummikonnektor, umso größer ist die Anzahl der verwerteten Bisse. Häufig hakt sich der Fisch dabei selbst. Bevor wir überhaupt eine Reaktion zeigen können, ist der Gummizug schon eine ganze Strecke aus der Rute geschossen. Besonders Alande und F1-Karpfen sind bei der Köderaufnahme im Oberflächenbereich häufig sehr vorsichtig und spucken den Köder nach dem Anbiss in Sekundenbruchteilen wieder aus, bevor wir einen Anhieb setzen können. Bei einem extrem kurzen Abstand zwischen Rutenspitze und Schwimmer von 20 Zentimetern oder weniger hat der Angler die besten Chancen, die Bisse auch zu verwerten.
Je kürzer der Abstand zwischen Konnektor und Pose, umso weniger Fehlbisse gibt es. (Bild: Markus Billen)
Allerdings kommen die Fische häufig nicht gerne direkt unter die Rutenspitze. Dann muss die Schnur zwischen Spitze und Schwimmer wiederum verlängert und die Montage etwas vor der Rute angeboten werden, um deren Scheucheffekt zu verringern. Für das Shallow-Angeln gibt es spezielle Topkits. Diese sind silbern oder grau lackiert, was die Rute über der Wasseroberfläche für die Fische weniger erkennbar macht und den Scheucheffekt verringert. Die verwendeten Schwimmer sollten nicht schwerer als 0,2 Gramm gewählt werden und eine gut sichtbare Antenne besitzen. Die Schnur schonenden Styl-Bleie werden direkt über dem etwa zehn Zentimeter langen Vorfach positioniert. Da die gängigste Wassertiefe bei dieser Angelmethode in etwa zwischen 20 Zentimetern und einem Meter liegt und der Köder möglichst natürlich absinken soll, sind schwerere Montagen hier völlig fehl am Platz. Die Schnurstärke von Vorfach und Hauptschnur richtet sich nach der zu erwartenden Fischart und -größe. Da in den meisten Gewässern aber immer mit Karpfen gerechnet werden muss, fische ich nur hochwertigste Schnüre mit einem Durchmesser von nicht unter 0,20 Millimetern, wobei das Vorfach als Sollbruchstelle in der Montage immer 0,02 Millimeter dünner gewählt wird.
Beim ultraflachen Angeln, kommt der Dibber zum Einsatz, eine gedrungene Spezialpose. (Bild: Markus Billen)
Eine besondere Pose
Neben den normalen Posen kommt beim Shallow-Fischen auch eine ganz besondere zum Einsatz, der Jigger. Diese Spezialpose wird nicht fest auf der Schnur fixiert, sie gleitet vielmehr über die gesamte Länge der Montage. Wie bei der normalen Posenmontage werden die Stotzbleie direkt über dem zehn Zentimeter langen Vorfach angebracht. Der Jigger wird auf die Hauptschnur gefädelt und steht aufgrund der Beschwerung am Kiel auf der Wasseroberfläche. Der Jigger benötigt also nicht das Blei auf der Schnur, um zu stehen. Durch Senken der Rutenspitze wird der Köder langsam heruntergelassen. Danach wird die Montage angehoben, und das Spiel beginnt von vorne. Der Vorteil dieser Montage ist der direkte Kontakt vom Köder zur Rutenspitze. Die Fische haken sich bei dieser Methode fast ausschließlich selbst, und oft zieht der Fisch beim Anheben der Montage schon den Gummizug aus der Spitze. Der Angler kann über die gesamte Länge der Montage den Köder in verschiedenen Geschwindigkeiten vertikal führen und so Bisse provozieren. Der Jigger dient dabei also mehr als Orientierungspunkt denn als Bissanzeiger. Den Biss spürt man mehr, als dass man ihn an der Pose erkennt.
Der nächste Shallow-Fresser gleitet in den Kescher. (Bild: Markus Billen)
Wenig, aber oft
Kommen wir zu einem der wichtigsten Bausteine beim Shallow-Fischen, der Fütterung. Eines steht außer Frage, ohne regelmäßiges Anfüttern funktioniert diese Methode überhaupt nicht. Das regelmäßige Füttern soll die Fische aus der Umgebung zum Platz locken und gleichzeitig in den obersten Wasserschichten zur Nahrungssuche animieren. Hier heißt die Devise: wenig, aber oft. Wenn mit Pellets auf Karpfen gefüttert wird, reichen pro Fütterung zwei bis drei Pellets völlig aus, um diesen Effekt zu erzielen. In Abhängigkeit von der erwarteten Größe der Fische kommen Pellets zwischen vier und acht Millimetern zum Einsatz. Mit einer kleinen Köderdose voller Pellets lässt sich so schon ein Angelplatz über mehrere Stunden effektiv befüttern.
Es wird nicht viel gefüttert, aber oft. (Bild: Markus Billen)
Zielfische bei dieser Angelmethode sind natürlich nicht immer nur Karpfen. Auch Alande, Rotaugen, Rotfedern und sogar Brassen lassen sich durch den kontinuierlichen Futterrhythmus in die obersten Wasserschichten locken. Für diese Fischarten eignen sich am besten Maden oder Caster, die natürlich in einer etwas höheren Stückzahl als die Pellets eingeschossen werden. Anders als die Pellets, die am Haar angeboten werden, können die Naturköder einfach direkt am Haken präsentiert werden. Doch Vorsicht, auch Karpfen lieben diese Köder und können jederzeit wie aus dem Nichts den Hakenköder nehmen. Daher die Montagen lieber etwas kräftiger wählen, auch wenn vermehrt mit kleineren Fischen zu rechnen ist.
Der Spreizer macht das Anködern der Pellets kinderleicht. (Bild: Markus Billen)
Krach machen
Neben dem Geräusch, welches durch das Eintauchen der Köder entsteht, kann der Angler auch mit der Montage selbst eine Lockwirkung erzielen, durch das sogenannte Slapping. Dazu werden die Bleie etwa in die Mitte zwischen Haken und Schwimmer zusammengeschoben. Die Montage sollte etwa 60 Zentimeter tief eingestellt und insgesamt nicht länger als 120 Zentimeter lang sein. Mit einem Pellet am Haar wird diese Montage jetzt windmühlenartig im Kreis bewegt und auf das Wasser geschlagen.
Wenn sie gestreckt auf die Wasserober- fläche fällt, tauchen Pellet, Blei und Pose gleichzeitig ein, und das dabei entstehende Geräusch ähnelt genau der Fütterung mit drei Pellets aus der Futterschleuder.
Besonders die F1-Karpfenhybriden fressen gerne in den obersten Wasserschichten. (Bild: Markus Billen)
Oft attackieren die Karpfen den Hakenköder sehr aggressiv, da sie durch die Geräusche mehrere Köder erwarten und gezielt zur Quelle des Geräusches schwimmen. Da sich dort nur unser Hakenköder befindet, wird dieser meist sofort genommen. Diese Methode verlangt ein wenig Übung beim Handling mit der Rute, da die Rutenspitze nicht aufs Wasser schlagen soll und die Montage sich nicht um die Spitze wickeln darf. Sonst ist beim nächsten Karpfenbiss Rutenbruch vorprogrammiert. Slapping kann neben der kontinuierlichen Fütterung immer mal wieder eingebaut werden, um Bisse zu provozieren. Wird es zu oft hintereinander angewandt, verliert es aber seine Wirkung. Viele unserer Gewässer werden mit Satzkarpfen aus Zuchtbetrieben besetzt. Diese Fische sind von klein auf an Pellets und deren Geräusche beim Einschlagen im Wasser gewöhnt. Deshalb weckt das bei ihnen immer noch den Appetit.