Was ist zu tun, wenn ein Sauenkadaver im Revier liegt? Tobias Thimm und Richard Günzel erläutern, auf was es zu achten gilt und wo Fallstricke lauern.
1. Meldung machen
Als ersten Schritt sollten Sie den Fund unverzüglich der örtlichen Veterinärbehörde melden. Sie veranlasst dann die fachgerechte Beseitigung sowie Beprobung und spricht mit dem Jagdausübungsberechtigten ab, was zu tun ist. Neben dem Telefonat mit der Behörde ist es möglich, das tote Stück Schwarzwild im Tierfund-Kataster (tierfund-kataster.de) zu melden. Das zuständige Veterinäramt wird dadurch auch automatisch informiert. Geben Sie den genauen Standort – möglichst mit GPS-Daten – an, und fotografieren Sie Kadaver und Fundstelle. Die Fotos können ebenfalls an das Tierfund-Kataster übermittelt werden. Diese helfen, den Zustand des Fallwilds und somit den Zeitraum des Infektionsgeschehens grob abzuschätzen.
Zuerst gilt es, den Kadaverfund zu melden. Auch bereits stark verwestes Fallwild kann noch infektiös sein. (Bild: Jens Krüger)
2. Hygieneregeln beachten!
Berühren Sie das Fallwild nie ohne Einmalhandschuhe. ASP ist zwar für Menschen ungefährlich und vermehrt sich in unseren Breiten ausschließlich in Schweinen – werden Sie jedoch nicht zum Verteiler. Zu den generellen Hygieneregeln gehört unbedingt, dass Schuhe oder Gummistiefel, die bei der Jagd genutzt wurden, auf keinen Fall in einer Schweinehaltung getragen werden sollten.
3. Den Fundort markieren
Die Stelle mit z. B. Flatterband kennzeichnen. So wird der Kadaver schneller gefunden und zusätzlich anderes Wild vergrämt. Das hilft möglicherweise, dass dieser Kadaver nicht mehr als Infektionsherd für Artgenossen dient oder das Virus durch Aasfresser weiter verschleppt wird.
4. Symptome am Stück?
Bei einer an ASP eingegangenen Sau sind rein äußerlich nur selten Anzeichen der Infektion zu erkennen, sodass jedes Stück Fallwild untersucht werden muss. Im Bereich der Scheibe und im Gebrech kann dann blutiger Schaum auftreten. Dies ist auf eine Wasseransammlung in den Atemwegen zurückzuführen. Auch blutige Losung kann gefunden werden. Die beim Hausschwein zu sehenden Hautblutungen und -verfärbungen sind beim Schwarzwild aufgrund der Borsten nicht so deutlich zu erkennen.
Bei der ASP können punktförmige Blutungen auf Organen, vor allem auf den Nieren, auftreten. (Bild: Friedrich-Loeffler-Institut)
5. Sind Proben zu nehmen?
Sprechen Sie den genauen Ablauf mit der zuständigen Behörde ab. Entweder werden die Proben durch den Jagdausübungsberechtigten durch z. B. Tupfer oder von der zuständigen Behörde selbst entnommen. Sie gehen dann an die zuständige veterinärmedizinische Einrichtung der Länder. Bei einem erst seit Kurzem toten Stück sind Schweiß- und Milzproben optimal. Aber auch verwesendes Material kann untersucht werden. Trockene Blut- und Gewebetupfer oder markhaltige Knochen reichen für eine verlässliche Erregerdiagnostik aus. Zur Probennahme können die Tupfer in vorhandenen Öffnungen im Wildkörper mit Schweiß oder blutigen Flüssigkeiten getränkt werden. So gelingen kontakt- und kontaminationsarme Proben relativ einfach. Sind keine offenen Verletzungen vorhanden, stechen sie in die Kammer und tränken den Tupfer im Stichkanal mit Körperflüssigkeit sowie Gewebe. Danach das Messer sofort desinfizieren. Bestenfalls nutzen Sie Einwegskalpelle. Bei Skeletten eignen sich größere Knochen, wie Oberschenkel, Oberarm oder Rippe, als Proben.
Die Behörden ordnen an, wer welche Proben am Kadaver zu entnehmen hat. (Bild: Animaflora/istockphoto.com)
6. Desinfizieren!
Nach Kontakt mit einem Kadaver sollten alle verwendeten Gegenstände gründlich gereinigt und desinfiziert werden, da bereits ein kleiner Schweißspritzer immense Virusmengen enthalten kann. In Geweberesten kann die ASP sogar über Monate infektiös bleiben. Dazu gehören neben der Ausrüstung auch Fahrzeuge inklusive der Autoreifen, Wildwannen, Messer und alle Kleidungsstücke. Eine normale Wäsche mit Waschmittel reicht aus. 60 Grad ist optimal. Nutzen Sie zusätzlich geprüfte Desinfektionsmittel. Die von der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DV) gelisteten Desinfektionsmittel gegen ASP finden Sie unter desinfektion-dvg.de. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hält weitere Informationen und Anleitungen bereit, wie Sie mit eventuell kontaminierten Kadavern und Ihrer Ausrüstung umgehen sollten (bmel.de).
Alle Ausrüstungsgegenstände müssen mit geeigneten Mitteln desinfiziert werden. (Bild: Rafal Lapinski)
7. Risiko fürJagdhunde?
Falls Ihr Hund in die Nähe einer an ASP verendeten Sau gekommen ist, besteht kein Infektionsrisiko. Um jedoch zu verhindern, dass der Vierläufer Überträger wird, sollten Sie Leine und Halsung reinigen und desinfizieren. Hatte der Hund direkten Kontakt mit dem Kadaver, waschen Sie ihn gründlich mit einem Hundeshampoo.
Hunde können sich nicht mit ASP infizieren, sie aber dennoch übertragen. (Bild: Beate Sibern)
8. Den Kadaver nicht selbst entsorgen!
Wurde ein Kadaver positiv getestet, muss er aus dem Revier. Für den Transport vom Fundort zum Container sowie die Entsorgung, die Einrichtung von Wildsammelstellen und Koordination des Betriebs ist das lokale Veterinäramt zuständig. Die weitere Fallwildsuche wird zwar von der Behörde organisiert, halten aber auch Sie als Ortskundiger stets die Augen nach Fallwild offen. Der Jagdaus- übungsberechtigte oder private Grundbesitzer ist nicht für den Abtransport des Tierkörpers verantwortlich, denn hier besteht die Gefahr der Seuchenverschleppung.
Für den Abtransport und die Entsorgung ist nicht der Jäger, sondern das lokale Veterinäramt zuständig. (Bild: Bildagentur Schilling)
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Autor: Tobias Thimm, Richard Günzel