22.06.2023
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13 Min

Praxis

Das hat Methode

Das Angeln mit Methodfeeder liegt voll im Trend. In seinem zweiteiligen Beitrag erklärt Markus Billen detailliert, was die Methode so besonders macht und welche Fehler beim Zubereiten des Futters vermieden werden müssen.

Das hat Methode

Bild: Henning Stilke

Keine andere Friedfischmethode hat in den letzten Jahren so viele Liebhaber gewonnen wie das Angeln mit dem Methodfeeder. Diese Methode bietet im Vergleich zum klassischen Feederangeln mit dem Futterkorb eine ganze Reihe von Vorteilen. Man braucht beispielsweise nur sehr wenig Ködermaterial und Lockfutter, das über eine lange Zeit gelagert werden kann. Das erspart vor der Angelsitzung die Fahrt zum Madenhändler des Vertrauens, welcher meistens nicht auf dem direkten Weg zum Angelgewässer liegt. Das Organisieren frischer Naturköder ist also völlig überflüssig geworden.
Dank der speziellen, harten Köder können darüber hinaus die Kleinfischattacken vermieden werden. In vielen Gewässern stürzen sich die kleinen Weißfische wie Piranhas auf unsere Naturköder. Am langen Vorfach zerpflücken sie diese, bevor die größeren Kaliber die Leckerbissen überhaupt finden können. Mit dem Methodfeeder ist es dagegen möglich, selektiv auf größere Weißfische zu angeln. Ein entscheidender Vorteil ist meiner Meinung nach die extrem hohe Bissausbeute im Vergleich zum klassischen Feederangeln. Durch den Selbsthakeffekt mit dem extrem kurzen Vorfach direkt am Methodfeeder wird das eigentliche Anschlagen beim Anbiss völlig überflüssig. Der Kontakt zum abziehenden Fisch muss nur noch durch Spannen der Schnur hergestellt werden. Beim klassischen Feedern mit dem Futterkorb muss im richtigen Moment der Anhieb gesetzt werden, sonst kann der Fisch den Köder einfach wieder ausspucken. Die Bissausbeute ist hier entsprechend geringer und kann einem gerade bei Kleinfischen Kopfschmerzen bereiten.

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Eine Rute mit parabo­lischer Aktion hilft, die Schläge des Fisches abzufedern. (Bild: Henning Stilke)

Die Geräte

Um erfolgreich mit dem Methodfeeder zu fischen, muss das Angelgerät auf die Methode abgestimmt werden. Für kurze Dis­tanzen bis etwa 40 Meter setze ich Ruten mit Längen zwischen 2,70 und 3,30 Metern ein. Sie sollen eine para­bolische Aktion haben. Mit diesen weicheren Feederruten können die heftigen Schläge großer Weißfische sanft abgepuffert werden, und das Ausschlitzen des Hakens wird weitestgehend vermieden. Um größere Wurfentfernungen zu bewältigen, kommen kräftigere Ruten von 3,30 bis 3,90 Metern Länge zum Einsatz, die auch schwerere Methodfeeder bis maximal 60 Gramm Eigengewicht ohne Probleme beschleunigen können. Ich versuche beim Fischen mit dem Methodfeeder, die Rute immer so soft wie möglich zu wählen, um die maximale Pufferwirkung des Blanks zu nutzen. Nur auf größere Distanzen oder wenn der Fisch im Nahbereich vor Hindernissen gebremst werden muss, kommen Ruten mit mehr Rückgrat zum Einsatz.

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Fürs Angeln mit Methodfeeder empfehlen sich die weichsten Feederspitzen. (Bild: Henning Stilke)
Die Wahl der Rollen ist dagegen sehr einfach gehalten. Ich decke meine gesamte Angelei mit zwei Rollenmodellen ab. Für die kürzeren Entfernungen bis ­etwa 40 Meter setze ich 4.000er Stationärrollen ein. Für größere Distanzen kommen die sogenannten Mini Big Pit- Stationärrollen der 5.500er Größe zum Einsatz. Äußerst wichtig ist mir eine gute Schnurverlegung auf der Spule und eine fein justierbare Bremse, die ohne Rucken die Fluchten der Fische pariert. Befüllt werden die Rollen mit einer Hochleistungsschnur, die eine hohe Tragkraft bei geringem Durchmesser haben sollte und zusätzlich gut absinkt. Das Kaliber wähle ich nach Wurfentfernung, den erwarteten Fischen und eventuellen Hindernissen im Angelbereich. In den meisten Fällen reicht eine Hauptschnur mit einem Durchmesser von 0,20 Millimeter und einer Tragkraft von knapp vier Kilo völlig aus. Den Rest übernehmen die weiche Rute und die fein jus­tierte Bremse. Besonders bei starkem Seitenwind ist ein geringer Schnurdurchmesser hilfreich, um im­mer wieder genau den Angelplatz an­zuwerfen. In Ausnahmefällen, wie beim Fischen vor Hindernissen, gehe ich bis auf einen Durchmesser von etwa 0,25 Millimeter hoch, um beim Drillen mehr Druck ausüben zu können.

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Eine gute Schnurverlegung und eine fein justier­bare Bremse sind wichtige Eigenschaften der Rolle. (Bild: Henning Stilke)

Wichtige Hilfsmittel

Da wir beim Fischen mit dem Methodfeeder öfters Bekanntschaft mit den größeren Schuppenträgern machen, rate ich neben der Standardausrüstung zum Feederfischen noch zur Anschaffung spezieller Hilfsutensilien. Anders als beim klassischen Feederfischen sollte die Rutenauflage seitliche „Hörnchen” haben, welche die Rute auch bei starkem seitlichem Zug sicher auf der Ablage hält. Darüber hinaus benutze ich noch eine spezielle Klemmvorrichtung, in der das Ende der Feederrute gut fixiert wird.

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Rutenauflage mit seitlichem Schutz, damit die Rute nicht weggerissen werden kann. (Bild: Henning Stilke)
Ich erinnere mich da gerne an einen Angeltag Im Frühjahr mit einem Kollegen in Holland. Dieser hatte zum ersten Mal seine neue Rute mit neuer Rolle sowie neuer Schnur am Wasser. Das ganze Gerät aus dem obersten Preissegment. Die Rute war vorne auf einer Ablage und hinten auf dem Oberschenkel in unmittelbarer Griffweite abgelegt. Drei Stunden passierte rein gar nichts. Dann wollte mein Kollege einen heißen Kaffee genießen. Er drehte den Oberkörper nach hinten, um die Thermoskanne zu greifen. Sie ahnen, was passierte: Im selben Moment flog die kostbare Rute vom Halter und verschwand in Richtung Seemitte. Glauben Sie mir, in vielen Gewässern liegen herrenlose Feederruten am Grund.

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Zur Sicherheit wird der Griff der Rute in eine Halterung eingeklemmt. (Bild: Henning Stilke)

Kleine Köderkunde

Beim Thema Hakenköder hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Hier kann man wirklich von Hightech-Ködern sprechen. Angefangen hat alles bei den Karpfenspezialisten in England. Diese erfanden vor über 20 Jahren eine neue Methode, bei der klebriges Futter direkt um das Grundblei geknetet wurde. In diese Futterkugel wurde außen ein Boilie als Hakenköder am sehr kurzen Vorfach eingearbeitet. Diese Gebilde konnten die Größe eines Tennisballes haben und wurden an den Angelplatz geworfen. Die Karpfen fressen vom Futter, finden dabei den am Haar präsentierten Boilie und haken sich am kurzen Vorfach selbst. Diese Angeltechnik, auch „The Method” genannt, war so erfolgreich, dass sie an manchen englischen Gewässern verboten wurde.

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Der Fisch hakt sich selbst. Dabei sitzt der Haken in der Regel vorne im Maul. (Bild: Henning Stilke)
Aus dieser Urform wurde von den englischen Wettkampfanglern für das Angeln auf kleinere Karpfen an den sogenanten Commercials (kommerzielle Angelteiche) die heutige, stark verfeinerte Form der Methodfeeder entwickelt. Grundgedanke ist der Einsatz von Miniboilies am Haar. Also ähnlich wie bei den Spezialisten für Großkarpfen - nur eben kleiner. Am maximal zehn Zentimeter langen Vorfach wird ein Miniboilie mit Futter auf einem speziellen Methodfeeder präsentiert. Der extrem harte Köder kann von kleineren Weißfischen nur sehr schwer aufgenommen werden und übersteht alle Fressattacken bis zur Ankunft der großen Friedfische relativ unbeschadet. Eine Weiterentwicklung sind die sogenannten „Dumbells”, Boilies in länglicher Form, die auch einfach am Gummiband befestigt werden können. Doch die Entwicklung ging stetig weiter. Um das Eigengewicht des Hakens auszugleichen und das Einsaugen des Köders noch einfacher und natürlicher für den Fisch zu machen, wurden schließlich die „Wafters” entwickelt. Auch das sind längliche Boilies, welche jedoch auf­treibend sind und alternativ auch über dem Methodfeeder schwebend ange­boten werden können.
Alle Hakenköder sind in den unterschiedlichsten Farben erhältlich, wobei ich prinzipiell nur Weiß, Gelb, Rot und Orange benutze. Seit kurzer Zeit sind jetzt die „Washters” als letztes Upgrade der Hakenköder auf dem Markt. Hierbei handelt es sich um längliche, schwebende Boilies (wie Wafters), die durch pastellfarbene Tönung einen Köder simulieren sollen, der schon länger im Wasser liegt und dessen Farbe dadurch schon ein wenig ausgewaschen ist. An englischen Gewässern mit hohem Angeldruck fangen diese Leckerbissen sehr gut, da die großen Friedfische hier bei­nahe täglich die grellbunten Kugeln serviert bekommen. Neben den Boilies haben sich auch die allseits bekannten Pellets bes­tens als Hakenköder für das Angeln mit Methodfeeder bewährt. Ähnlich wie Boilies sind diese sehr hart und lassen sich sehr gut am Gummiband befestigen.

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Dumbells sind gewissermaßen längliche Boilies, die sich auch leicht am Gummiband befestigen lassen. (Bild: Henning Stilke)

Futter oder Pellets


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Pellets (links) oder Futtermix? Beides erzielt seine Wirkung. (Bild: Henning Stilke)
Um den Methodfeeder zu füllen, stehen einem mit Pellets und Methodmix zwei verführerische Futtermittel zur Verfügung. Zuvor präparierte Mikropellets eignen sich meiner Meinung nach gut für die wärmeren Monate, wenn der Stoffwechsel der Fische entsprechend hoch ist und sie kontinuierlich auf der Suche nach Nahrung sind. Nach jedem Einwurf bleibt ein Teil dieser kleinen Pellets am Futterplatz zurück und lockt die Flossenträger weiter an. Für die kältere Jahreszeit und schwierigere Situationen setze ich einen Methodmix ein. Seit dem Siegeszug der Pellets und der Fischmehlprodukte gibt es unzählige, spezielle Futtermischungen mit einem Fischmehlanteil auf dem Markt. Deren Handhabung erscheint auf den ersten Blick so einfach wie in der Maggi-Werbung: Deckel auf, Wasser drauf, in fünf Minuten fertig.
Ganz so simpel ist es dann aber doch nicht, und auch die Profis machen hier manchmal noch Fehler. Entscheidend ist, dass der Mix gut genug am Methodfeeder haftet, um nicht beim Aufprall auf die Oberfläche abgesprengt zu werden. Darüber hinaus muss er sich auch gut im Wasser auflösen, um schnell den ein­ge­arbeiteten Hakenköder freizugeben. Wenn das Futter auch nach mehreren Minuten wie Knetmasse mit dem Boilie am Methodfeeder klebt, kann der Fisch den Köder nicht ansaugen. Um das zu verhindern, sollte der Mix nach und nach angefeuchtet werden, bis er genügend Klebkraft hat, um gut auf dem Methodfeeder zu haften. Ich habe auf meinem Abstelltisch immer eine Köderdose mit Wasser, in der ich das Auflösungsverhalten meiner Futtermischung genau beobachten kann. Grundsätzlich erhöht mehr Wasser die Klebkraft der Mischung - bis zum gegenteiligen Effekt, wenn zu viel hinzugefügt wurde. Im Sommer hilft ein Pumpsprüher dabei, immer den richtigen Feuchtigkeitsgrad der Futtermischung aufrechtzuerhalten. In der nächsten Ausgabe geht es im zweiten Teil dieses Beitrags um die richtige Taktik beim Fischen mit dem Methodfeeder.

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Mithilfe einer Sprühflasche erhält das Futter immer die richtige Feuchtigkeit. (Bild: Henning Stilke)

Methodfeeder per Form (Mould) füllen


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Haken mit Köder in die Mould legen. (Bild: Henning Stilke)

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Futter in die Mould füllen. (Bild: Henning Stilke)

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Methodfeeder in das Futter drücken. (Bild: Henning Stilke)

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Mould kräftig gegen den Methodfeeder drücken. (Bild: Henning Stilke)

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Fertig ist die Futterladung mit dem Hakenköder. (Bild: Henning Stilke)
 

Autor: Markus Billen