Gute Angelstellen kann man auf vielfältige Art und Weise suchen und finden. Kürzlich fragte mich ein Angler, wie man das „ganz ohne Echolot“ anstellt, und warum es sinnvoll sei, auf die Härte des Bodengrundes zu achten. Er wollte auch wissen, wie man die Beschaffenheit denn ermitteln könne. Harter Grund solle ja besonders gut sein.
Ich möchte diese interessanten Fragen einmal näher beleuchten und grundsätzliche Hinweise zu unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten und deren Ermittlung geben. Denn wir können mit diesem Wissen sehr erfolgreich und vielleicht auch weniger verlustreich angeln gehen.
Beginnen wir einmal mit dickem Schlamm, Morast und Mulm. Dieser Bodengrund ist besonders weich, hier fault es, und Angelköder fallen weich, sinken tief ein. Im schlimmsten Fall bleiben immer wieder feine Bodenrückstände wie alte Blätter und Pflanzenteile am Haken hängen. Sie können sich vorstellen: Das ist schlecht, und wir fangen über weichen Bodengründen mit Gummiködern am Bleikopf seltener den erhofften Raubfisch. Meistens bilden sich auch verstärkt Faulgase über solchem Mulm und Schlamm. Sauerstoff könnte hier sowohl im Winter als auch im Sommer mit entsprechender Stagnation (fehlender Wasserumwälzung) zu einem Problemfaktor werden. Diese Zusammenhänge führen insgesamt zu schlechterer Befindlichkeit der Fische in diesen Gewässerzonen. Wenn möglich, weichen die Fische solchen Gewässerzonen aus. Weiche Gründe sollten wir als Raubfischangler daher auch eher meiden beziehungsweise ihnen weniger Zeit widmen als den härteren Böden im Gewässer.
Sicher werden einige Angler jetzt schnell einwenden, dass es in ihren Gewässern nur weiche Bodengründe gäbe. Das stimmt aber meistens nicht, denn zumindest ausgeprägtere Kanten zum Beispiel bleiben sauber. Denn hier rutschen Sedimente und Blätter ab in die Tiefe. Meistens gibt es aber noch Erhebungen, quasi „Berge“, die ebenfalls sauber bleiben. Das gilt auch für Zonen mit Strömung und Einläufen, wo die mulmartigen Sedimente weggespült werden.
Ich kenne holländische Angler, die in flachen Poldern und vom Boot aus auch auf den seichten „Plaassen“ gern einfache Stangen verwenden und damit den Boden abtasten. Erweist sich der Grund als weich, fahren sie weiter. Ist der Boden hart, probieren sie es dort mit dem Kunstköder. Vor allem Zander werden so häufig und einfach aufgespürt. Die Stachelritter versammeln sich nämlich gern über den härteren Gründen. Ich mache das beim Angeln in flacheren Gewässern mit steiler Uferkante auch gern mal. An den Poldern in Holland zum Beispiel. Dort steche ich dann einfach ab und zu mit der Angelrute in das Uferwasser und bekomme so schon eine schnelle Information über Wassertiefe und Bodenbeschaffenheit. In Flüssen klappt das manchmal auch noch. Es ist die einfachste, schnellste Methode für eine erste Information ganz ohne Echolot. Auch am Rhein klappt das, und ich bekomme schnell ein Gefühl dafür, ob der Boden eher steinig, kiesig oder sandig beschaffen ist.
Wo Kanten verlaufen, ist der Bodengrund meist etwas härter. Da sind die Hechte nicht fern. Den Verlauf der Kante erkennt man oft mit bloßem Auge, dabei hilft auch die Wasserfärbung, die dann von hell auf dunkel wechselt. Wenn dann noch der Wind auf dieser Uferseite steht, steigen die Chancen auf gute Fänge nochmals an. (Bild: FundF)
Härtegrade
Was aber genau ist ein harter Grund? Natürlich alles, was steinig ist. Felsen und Steine, aber auch Kies und Sand sind in der hier aufgezählten Reihenfolge sehr gut bis gut und lohnenswerte Böden für die Suche von Fischen. Bei uns am Möhnesee, einer Talsperre, finden wir neben dem „natürlichen Bodengrund“, der meistens aus einem Lehm-Steingemisch besteht, auch Felsuntergründe und sogar einen richtigen Steinbruch sowie künstlich geschaffene Bauten wie Gebäudereste, alte Brücken und Straßen. Natürlich zählen hier auch die nach der Flutung neu errichteten Brücken für die Fische zu den interessanten Strukturen. Diese menschlichen Bauwerke, deren betonierte Pfeiler und Sockel unter Wasser bis zum Grund reichen, sind besonders heiße Stellen, zumal wenn sie dann auch noch in passenden Tiefen liegen.
Anderswo zählen aber auch noch Holz, versunkene Bäume und verschiedene Pflanzen zur Struktur - streng genommen, kann man jede Unregelmäßigkeit am Bodengrund als interessant einstufen. Fische suchen Deckung gegen Feinde, Sichtschutz zum Lauern auf Beute oder auch Schatten vor lästigem Starklicht, das das Wohlbefinden empfindlich stören kann, wenn zum Beispiel die Sonne intensiv ins Wasser scheint. Entsprechend können verschiedene Bodengründe sinnvolle Suchgebiete für uns Angler bedeuten. Je nachdem, welche Faktoren wir gerade anzutreffen hoffen, vom Lichtschutz bis zum Futterangebot.
Augen auf bei Niedrigwasser, hier an der Talsperre. Man erkennt festen Grund und einzelne Steinbrocken. Bei Normalpegel, wenn der trocken gefallene Bereich wieder geflutet ist, sollte ein Versuch hier lohnen. (Bild: Uli Beyer)
Außerdem bringt harter Bodengrund für Friedfische einen oft reich gedeckten Tisch mit sich. Zwischen Kies und Steinen finden sich allerlei Krebse, auch besonders kleine Flohkrebse, Larven und ähnliche „Krabbeltiere“ und natürlich Muscheln, die ebenfalls als wertvolles Futter für viele Flossenträger dienen.
Sehr häufig empfinden Angler weite Strecken eines Gewässers als „gleich“ und wundern sich, dass in kleinen Zonen viele Fische anzutreffen sind, in vielen anderen aber überhaupt keine. Die Ursache für die Verteilung liegt meistens in der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit begründet. Dabei kann sogar die Farbe eine Rolle spielen. Dunkle und harte Böden scheinen den Fischen vor allem im Flachwasser deutlich besser zu gefallen als helle und sandige. Vermutlich liegt das an dem verbesserten Sichtschutz, aber sicher bin ich hier nicht. Denkbar ist auch, vor allem im Frühjahr, eine bessere Aufwärmung der dunklen Gewässerbereiche.
Es lohnt sich also unbedingt, ein besonderes Augenmerk auf die Härte und Art des Bodengrundes zu legen. Härte ist gut, aber nicht zwingend erforderlich, wenn Sauerstoff, Faulgase und andere Faktoren keine Rolle spielen und sehr große Gewässerbereiche ähnlich geartet sind. Gibt es aber „harte Bodenzonen“, dann würde ich als Raubfischangler dort immer mit dem Werfen beginnen.
Niedrigwasser am Fluss. Auch hier gilt es, sich den Verlauf der Buhne gut einzuprägen, um bei steigendem Pegel den Verlauf des Buhnenkessels und der Steinschüttung richtig einzuschätzen. (Bild: Uli Beyer)
Gründe suchen
Wer ein Boot mit Echolot zur Verfügung hat, ist bei der Bestimmung des Bodengrundes fein raus. Im Zeitalter der Farbecholote zeigt das Bild recht deutlich die Härte an. Früher war es die sehr schmale Greyline, heute ist es die deutlich sichtbar veränderte Farblinie am Grund. Harter Boden reflektiert den Echolotschall wesentlich stärker. Im Vergleich zu weichen Gründen zeichnet sich auf dem Bildschirm, je nach Einstellung, eine viel intensivere und geänderte Farbanzeige ab. Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie funktioniert die Bestimmung des Bodengrundes, wenn ich keine moderne Technik an Bord habe oder als Uferangler unterwegs bin. Wie so oft, gilt auch hier: Ohne Boot und Echolot müssen wir uns stärker bemühen. Vor allem als Uferangler gilt es dann, mehr Zeit und Forschungsarbeit investieren.
Zunächst einmal - und zum Glück - weisen verschiedene Gewässer auch Wasserstandsschwankungen auf. Große Flüsse, wie etwa den Rhein, besuche ich gern und ausgiebig bei Niedrigwasser. Ich gehe dann einfach auf meinen sonst gängigen Angelstrecken spazieren und entdecke viele spannende Ecken, darunter Steinhaufen, Rinnen - und manchmal liegt auch ein Stück Holz, Metallschrott oder Ähnliches als „besondere Struktur“ an der guten Stelle. Markante Auffälligkeiten merke ich mir, mache vielleicht ein Foto davon und komme wieder, wenn das Wasser wieder gestiegen ist, ich aber dann genau weiß, wie es unten am Grund beschaffen ist.
Auch am Möhnesee kann man bei Niedrigpegel natürlich sehr viele Strukturen und Untergründe zu Fuß erforschen, was ebenso an vielen anderen Talsperren gilt. Wir hatten ja in den letzten Jahren zu wenig Regen und damit auch vielerorts extremes Niedrigwasser. Hier am Möhnesee konnte ich so viele neue, fischverdächtige Stellen entdecken, die ich trotz jahrelanger Erfahrung noch nicht kannte. Spaziergänge bei Niedrigwasser haben etwas von Schatzsuche, die dann später, bei wieder gestiegenen Pegelständen, geborgen werden können. Natürlich müssen wir fleißig sein und uns um diese Informationen bemühen. Harte Arbeit, die viele vermeiden, aber sie zahlt sich sehr häufig aus und macht den kleinen, aber entscheidenden Unterschied.
Mit einem Gummifisch am schweren Bleikopf kann man nicht nur solche Barsche fangen. Uli nutzt den schnell sinkenden Köder ebenso zum Abtasten des Gewässerbodens. So lernt man auch ohne Echolot, ob man es mit harten oder weichen Gründen zu tun hat. (Bild: Uli Beyer)
Bodenbestimmung mit Köder
Viele Gewässer, vor allem natürliche und auch künstliche Baggerseen, weisen allerdings nur geringe Pegelveränderungen auf. Sie sind stets gut gefüllt und so weniger leicht zu erschließen. Manchmal sind wir aber auch auf schnelleres Auffinden guter Plätze angewiesen und können nicht auf das nächste Niedrigwasser warten. Hier gehe ich sehr gern mit der Spinnrute und etwas schwereren Sinkködern los. Das sind meistens Jigs, alternativ auch Blinker und Zocker, also etwas „übergewichtige Köder“ mit gutem Sinkverhalten.
Diese Schwergewichte dienen erst einmal weniger zum Fischfang, sondern vielmehr dem Abtasten des Bodens. Theoretisch braucht man gar keinen Köder und könnte sogar ein Blei allein anhängen, das allerdings mit einigen Sekunden Verzögerung erst am Grund aufticken sollte. Fällt das Gewicht oder der Köder zu schnell, weil das Wasser zu flach ist, fehlt meistens die gute Information. Hier brauchen wir also etwas Fingerspitzengefühl bei der Auswahl des passenden Gewichtes. Köder haben den Vorteil, gleich eine Chance auf einen Biss zu bieten, aber gleichzeitig den Nachteil, sich in völlig unbekannten Gefilden einige teure Hänger einzufangen. Je nach Risiko- und Angellust, kann man mit beidem losziehen.
Es ist jedenfalls sehr erstaunlich, was man als aufmerksamer Spinnangler so alles „ertasten“ kann. Denn über die Absinkzeiten, vor allem wenn sich diese in einem Bereich ändern, und die Art des Auftickens auf den Bodengrund kann man viele wertvolle Informationen in Erfahrung bringen.
Die Absinkzeit gibt uns grundsätzlich ein Gefühl für die Wassertiefe. Die Art des Auftickens kann bei gleichbleibender Köderführung schnell Informationen über die Härte des Bodens geben. Ein harter Tock des auftickenden Köders bedeutet auch harten Grund. Ist das Aufticken hingegen schwer oder gar nicht spürbar, ist der Boden wahrscheinlich weicher. „Kratzt“ der Köder oder das Blei immer wieder, hakt und hängt es, können wir von Steinen, Muscheln oder auch Holz ausgehen. Kraut und Bodendreck verfängt sich gern am Haken und signalisiert uns, was am Grund liegt und sprießt. Spannend ist es immer, wenn wir mit der Hakenspitze des Köders Muscheln aufsammeln. Zwar bedeutet das meistens auch Steine, Packungen und damit Hängergefahren. Aber Muscheln sind immer sehr interessante Indikatoren für attraktive Standplätze der Fische. Speziell für für Räuber, allen voran Zander, aber auch Barsche und Hechte lauern hier gern. Muscheln in Kombination mit Holz führen allerdings fast immer sehr schnell zu drastischen Hängern. Waller wiederum scheinen Holz und Pflanzen sehr zu lieben. Eine etwas stärkere Schnur erlaubt es hier, dass sich Äste vom Bodengrund lösen lassen.
Zugegeben: Diese Forschungen sind mühsam und bedürfen etwas Erfahrung im Umgang mit den richtigen Ködern, ohne zu viel kostspieliges Material zu versenken. Aber für mich ist es die gängigste Methode, um neue Gewässer und Bodengründe schnell zu erschließen.
Barsch-Standplätze im See. Die Stachelritter mögen feste Böden und besonders auch Bereiche, an denen Steinfelder am Grund liegen (oben links). (Bild: FundF)
Was die Uferlinie verrät
Viele Rückschlüsse zur Bodenbeschaffenheit lassen sich auch durch gutes Beobachten des Gewässerufers ziehen. Und im Fluss gilt es, die Strömung im Auge zu behalten. Ein genaues Betrachten der Uferlinie und Bodenstruktur hilft sehr oft dabei, die Fortsetzung der Grundstruktur unter Wasser zu verstehen. Das bleibt zwar ein gewisses Glücksspiel, aber viele Informationen bekomme ich auch durch bloßes Beobachten. Ist das Ufer steinig, so bleibt es das oft auch unter Wasser noch ein ganzes Stück. Fällt es langsam und sandig ab, können wir eine ähnliche Struktur auch weiter draußen im See oder im Buhnenfeld eines Flusses erwarten. Steht man irgendwo am Ufer etwas erhöht, verrät auch die Farbe des Gewässers viele Krautfelder und stärkere Tiefenänderungen, etwa wenn sich das Gewässer schnell von hellere auf dunklere Tönung verfärbt.
Am Möhnesee gibt es Steinformationen, die sich weit in den See fortsetzen, die Böschung gibt Aufschluss darüber, wie es im Wasser weitergeht. Auch die Form der Uferlinie ist ein sehr gutes Suchkriterium. Landzungen empfinde ich dabei immer als spannend. Denn in Talsperren zum Beispiel weisen diese meist auf harte Gründe hin, weil das alte Flussbett hier in andere Richtungen gezwungen wurde. An Baggerseen sind es häufig die „Spülstellen“, die stets interessant für uns Raubfischangler sind.
Schwieriger wird es mit punktuellen Besonderheiten, die man häufig nur mit mühsamer und intensiver Befischung findet. Auch in der Strömung spielen die Köderführung und das richtige Angeln eine gewisse Rolle, um die Unterschiede in der Struktur und dem Bodengrund zu erkennen. Wo auch immer Sie es probieren, ich kann nur unbedingt dazu raten, der Sache genau auf den Grund zu gehen!
Der Uferverlauf verrät viel über die Bodenbeschaffenheit des Gewässers an dieser Stelle. Hier kann man sicher davon ausgehen, dass sich der steile Abfall auch unter Wasser weiter fortsetzen wird. (Bild: Uli Beyer)